Greenpeace: Jetzt liegt's an Ihnen, Präsident Bush!

Nach Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls durch Russland jetzt die USA gefordert

Hamburg, 22.10.2004 – Mit der heutigen Unterzeichnung des Klimaschutzabkommens von Kyoto durch die russische Duma sieht Greenpeace nun die USA in Pflicht genommen. Deshalb protestieren die Umweltschützer heute vor dem amerikanischen Konsulat in Hamburg mit einer vier Meter hohen Nachbildung der Freiheitsstatue. Die Statue steht bis zur Brust im Wasser und symbolisiert den drohenden Klimawandel. Auf einem Transparent fordern die Aktivisten von US-Präsident George W. Bush: "Mach es wie Putin. Sag Ja zu Kyoto!"

„Russland hat das Kyoto-Protokoll unterzeichnet, damit kann Klimaschutz nun endlich beginnen“, so Greenpeace Klimaexperte Karsten Smid. Durch die russische Zustimmung kann das weltweit wichtigste Umweltabkommen Anfang 2005 in Kraft treten. Damit wird eine völkerrechtlich verbindliche Verringerung der Treibhausgase endgültig festgeschrieben. „Das ist realpolitisch betrachtet ein echter Durchbruch“, kommentiert Smid, „doch das alleine reicht nicht. Um die Klimakatastrophe zu verhindern, brauchen wir noch mindestens zehn Kyotos bis 2050. Und wir brauchen die USA als weltweit größten Klimazerstörer mit an Bord.“

Die USA verursachen mehr als ein Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase. Vor dem Austritt aus dem Kyoto-Protokoll hatten sich die USA verpflichtet, ihre Emissionen bis 2012 um sieben Prozent zu verringern, ein Ziel, an das sich heute in der US-Regierung keiner mehr erinnern will. Im Gegenteil. Allein 2002 stiegen die Emissionen um 16 Prozent auf 5.749 Millionen Tonnen an. „Die Serie von Hurrikans, die über Florida und Alabama fegten und Schäden von 20 Milliarden Dollar verursachten, sollten den Amerikanern zu denken geben. Die von amerikanischen Öl-Interessen gesteuerte US-Politik führt direkt in die Klimakatastrophe“, sagt Smid.

Kyoto ist nach Meinung des Experten zwar nicht die Rettung des Klimas, aber immerhin ein Anfang. Das Protokoll bietet flexible Instrumente, die Klimaschutz finanziell attraktiv machen. So ermöglicht es z.B europäischen Unternehmen, in Russland effiziente Kraftwerke zu bauen und sich die dadurch eingesparten Treibhausgase im Heimatland anrechnen zu lassen. Auch der Handel mit sogenannten „Emissionszertifikaten“ ist ein solches Instrument. Durch den Untergang der Planwirtschaft sind die Emissionen Russlands um 38 Prozent geschrumpft, das Land besitzt so das ungenutzte Recht auf den Ausstoß von 600 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Verkauft Russland diese Rechte z.B. an Europa oder Japan, die ihre Klimaschutzziele nicht erreichen, würden diese Emissionsrechte Russland bei voraussichtlichen Zertifikate-Preisen von fünf bis 20 Euro pro Tonne zwischen drei und zwölf Milliarden Euro pro Jahr bringen.

„Dieser Handel ist für Russland ein Geldsegen, fürs Klima aber eine Gefahr“, so Smid. „Klimaschutz muss zuerst im eigenen Land realisiert werden und nicht allein durch den Kauf russischer Emissionsrechte“, warnt Smid. „Und für Mr. Bush gilt: Wenn er nicht will, dass Bilder aus ‚The Day after Tomorrow‘ Wirklichkeit werden, dann sollte er schleunigst etwas für die Verringerung der amerikanischen Emissionen tun.“

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