Hamburg, 23.04.2007 - Nur zwei Prozent der in einer repräsentativen Umfrage durch die GFK, Nürnberg befragten Bundesbürger sehen Pestizidrückstände in Obst und Gemüse als kein Problem an. 71 Prozent der über 1000 Interviewten wollen, dass Obst und Gemüse ganz frei von Pestizidrückständen ist. Weitere 22 Prozent wünschen sich, dass die Frischware zumindest keine Pestizid-Rückstände über den erlaubten Grenzwerten enthält. 89 Prozent der Befragten wollen darüber hinaus, dass Obst- und Gemüsearten, die besonders häufig zu hohe Pestizidbelastungen aufweisen, überhaupt nicht mehr verkauft werden. Die Umfrage wurde im Auftrag von Greenpeace im Februar und April 2007 durchgeführt.
"Der Wunsch der Bürger nach pestizidfreiem Essen und die Wirklichkeit klaffen in Deutschland weit auseinander", sagt Greenpeace-Chemie-Experte Manfred Krautter. Tatsächlich sind 84 Prozent der von Greenpeace Ende 2006 untersuchten Supermarktware aus konventionellem Anbau mit giftigen Pestiziden belastet. In zwölf Prozent der 576 getesteten Obst- und Gemüseproben wurden sogar die gesetzlichen Pestizid-Grenzwerte erreicht oder überschritten.
"Nur wenn weniger gespritzt wird, gibt es auch weniger Gift im Essen. Statt dafür zu sorgen, plant Agarminister Horst Seehofer (CSU) das glatte Gegenteil", kritisiert Krautter. Nach Plänen des Landwirtschaftsministeriums soll das erst Ende 2004 verabschiedete bundesweite Reduktionsprogramm Chemischer Pflanzenschutz geändert werden. War bisher eine bescheidene Reduktion des Pestizideinsatzes um 15 Prozent in zehn Jahren geplant, soll es zukünftig gar kein konkretes Reduktionsziel mehr geben. "Ein solches Programm wäre nichts wert. Minister Seehofer tanzt nach dem Willen der Pestizid-Industrie", sagt Krautter. "In ganz Europa gibt es wirksame Programme zur Pestizidreduktion, jedoch nicht in Deutschland."
Greenpeace fordert von Bund und Ländern, durch bessere Kontrollen die Grenzwertüberschreitungen bei allen Obst- und Gemüsearten kurzfristig zu unterbinden und den Pestizideinsatz in Deutschland in spätestens fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren.
Die Bundesbürger wurden auch gefragt, wer in Zukunft die Kosten der behördlichen Pestizid-Kontrollen von Lebensmitteln und Trinkwasser tragen soll. Eine klare Mehrheit der Befragten will, dass die Verursacher der Belastungen, also Pestizidproduzenten (55 Prozent) und Landwirte (49 Prozent), die Kosten tragen sollen. Nur 19 Prozent plädieren dafür, dass wie bisher der Staat die Kosten trägt. Auch mehr Transparenz ist gefragt: 91 Prozent fordern, dass diejenigen, die zu stark belastete Ware verkaufen, von den Behörden öffentlich benannt werden müssen. Während das in Ländern wie Dänemark und England schon lange vorgeschrieben wird, ist in Deutschland eine Veröffentlichung durch die Behörden die Ausnahme.
Wie Verbraucher selbst beim Einkauf auf pestizidarme Ware achten können, zeigt der kostenlose Greenpeace-Ratgeber Essen ohne Pestizide Er kann unter 040-30618-120 oder unter www.greenpeace.de bestellt werden.
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