Hamburg, 22.05.2011 - Die von der Reaktorsicherheitskommission (RSK) am 17. Mai veröffentlichte Sicherheitsbewertung der Atomkraftwerke legt Greenpeace heute als Ranking aller 17 deutschen Reaktoren vor. Die Rangfolge der AKW-Sicherheit ergibt sich aus der Prüfung und Bewertung der RSK-Ergebnisse. Danach schneidet das AKW Isar 1 am schlechtesten und der Reaktor Emsland am besten ab. Nur Emsland erzielt mit 14 von 24 Punkten mehr als 50 Prozent der erreichbaren Punktzahl. Nach Ansicht der unabhängigen Umweltschutzorganisation weist der RSK-Bericht methodisch, inhaltlich und formal sehr viele Mängel auf. Greenpeace übergibt seine Bewertung heute auch der Bundesregierung sowie der Ethik-Kommission. Die Umweltschutzorganisation fordert erneut das sofortige endgültige Abschalten der sieben ältesten AKW und des Pannenreaktors Krümmel sowie den vollständigen Atomausstieg bis 2015.
'Ein Sicherheits-Ranking ihrer Reaktoren hat die Atomindustrie bisher gescheut wie der Teufel das Weihwasser. In dem Bericht der RSK sind aber die besonders gefährlichen Meiler klar auszumachen', sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. 'Es gibt keine Ausreden mehr, die ältesten AKW nicht sofort stillzulegen.'
Der RSK-Bericht ermöglicht trotz seiner Mängel einen Vergleich der 17 Meiler. Greenpeace hat die Ergebnisse nach einem Punktesystem bewertet. Von 16 sogenannten Überprüfungsthemen im RSK-Anforderungskatalog sind nur acht auswertbar. Bei jedem der Themen wurden jeweils drei Schutzgrade oder sogenannte Levels (1-3) definiert. Dabei ist Level 3 der höchste erreichbare Schutzgrad.
Für seine Bewertung hat Greenpeace drei Methoden angewandt und die Ergebnisse miteinander verglichen. Im ersten Schritt wurden je erreichtem Level ein bis drei Punkte vergeben. Wurde ein Level nur zum Teil erreicht, gab es einen halben Punkt Abzug. Die erreichten Punktwerte legen die Reihenfolge der Meiler fest. Danach erzielten die sieben ältesten Atomkraftwerke sowie die AKW Gundremmingen B und C die schlechtesten Werte, gefolgt vom Pannenmeiler Krümmel. In einer zweiten Herangehensweise wurden die RSK-Kriterien ohne Punktevergabe bewertet. Dabei wurden die sieben ältesten AKW und Krümmel als mangelhaft ausgewiesen. In eine dritte Betrachtung flossen Baulinie/Alter, Störfallhäufigkeit und Sicherheit des Brennelemente-Lagerbeckens ein. Diese zusätzlichen Überprüfungsthemen wurden ebenfalls – anders als im RSK-Bericht - nach Punkten bewertet. Bei allen drei Methoden stellen sich die sieben ältesten Atomkraftwerke, dicht gefolgt von Krümmel als am schlechtesten gerüstet dar.
Greenpeace kritisiert auch den schlechten formalen Zustand des RSK-Berichts. 'Der Bericht ist sehr mangelhaft strukturiert, Texte und Nomenklatur uneinheitlich. So ist er nur schwer zu verstehen. Dass dahinter ein Vorsatz steckt, kann nicht ausgeschlossen werden', sagt Heinz Smital. 'Die RSK lässt Ethik-Kommission, Regierung und Öffentlichkeit allein. Die Politik braucht aber praktikable Entscheidungsgrundlagen.'
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207003-greenpeace-rsk-bericht-liefert-ranking-der-atomkraftwerke/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace Stellungnahme zur Pressekonferenz von Bundeskanzler Merz und Ministerpräsident Söder auf der Zugspitze
"Unter den Füßen von Friedrich Merz und Markus Söder rauscht das Schmelzwasser schneller denn je zu Tale und die beiden verlieren nicht ein Wort zur Klimakrise."
Greenpeace-Stellungnahme zum Antrag "Nein zu Nord Stream" auf dem SPD-Bundesparteitag
Für Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima- und Energiepolitik, ist eine klare Position der SPD zu russischem Gas über die Ostsee-Pipeline Nord Stream längst überfällig.
Greenpeace: Sachsen und Brandenburg sollten Gläubigerschutz bei Umstrukturierung der Leag-Gruppe beantragen
Die Länder Sachsen und Brandenburg sollten nach Einschätzung von Greenpeace Gläubigerschutz beantragen, um nach der Umstrukturierung des Stromversorgers Leag Verpflichtungen in Milliardenhöhe abzuw...
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace
Greenpeace-Stellungnahme zum vorerst abgewendeten Konkursverfahren von Nord Stream 2
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid warnt vor den ökologischen und geopolitischen Folgen der Inbetriebnahme von Nord Stream 2