Hamburg/Brüssel, 15.05.2006 - Um auf die sinnlose Zerstörung der Tiefsee aufmerksam zu machen, präsentiert Greenpeace heute vor dem Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel ein 70 Meter breites,15 Meter hohes und 40 Meter tiefes Grundschleppnetz. Solche Netze werden z.B. beim Fang von Rotbarsch und Blauleng verwendet. Die Greenpeace Aktivisten verlangen von den EU-Mitgliedsländern, die heute in der Arbeitsgruppe des EU-Rates zum Thema Hochsee-Grundschleppnetz-Fischerei beraten, die Vernichtung der Tiefsee zu stoppen.
Gleichzeitig will Greenpeace 65.000 Unterschriften für ein Grundschleppnetz-Moratorium an die Arbeitsgruppe übergeben. Wie rasant die Grundschleppnetz-Fischerei den Artenreichtum unter Wasser vernichtet, dokumentiert eine Tiefsee-Fotoausstellung in dem Netz.
"Mit der Grundschleppnetz-Fischerei wird das Leben in der Tiefsee zerstört, bevor wir es überhaupt erforschen konnten", sagt Iris Menn, Meeresbiologin bei Greenpeace. "Verantwortung dafür tragen alle EU-Länder, allen voran Fischfangnationen wie Spanien. Ein Moratorium, ein Sofortverbot der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See, ist die einzige Chance, das Leben dort unten für die Menschheit zu erhalten. Seit zwei Jahren versprechen die Europäischen Regierungen zu handeln, doch nichts passiert."
Bis vor etwa zwei Jahrzehnten vertrat die Wissenschaft die Meinung in der Tiefsee existiere nichts Lebendiges, doch inzwischen schätzen Experten die Artenvielfalt auf bis zu zehn Millionen Spezies, vergleichbar mit dem Reichtum der tropischen Regenwälder.
Besonders viele Arten findet man an Tiefseebergen, den so genannten Seamounts. Sie sind wie Oasen in der Wüste: Nährstoffhaltige Strömungen sorgen für eine enorme Ansammlungen von Plankton, von dem größere Räuber profitieren. Die Grundschleppnetz-Fischerei ist die größte Bedrohung des marinen Lebens in der Tiefe. Rund 300 Schiffe sind derzeit an der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See beteiligt. 60 Prozent davon gehören zur Flotte der Europäischen Union. Spanien hält dabei den größten Anteil.
Bis jetzt haben sich Schweden und Österreich öffentlich für ein Grundschleppnetz-Moratorium auf der Hohen See ausgesprochen, England und Belgien sind ebenfalls Befürworter - Deutschlands Votum steht noch aus. Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im November 2005 in New York haben die Europäische Kommission und Spanien ein Moratorium bisher verhindert. "Die EU muss sich geschlossen für ein Moratorium einsetzen - Deutschland vorneweg", sagt Iris Menn.
Die Arbeit für den Schutz der Tiefsee ist Teil der einjährigen Greenpeace-Expedition SOS Weltmeer, die für ein globales Netz von Schutzgebieten kämpft. Die Unterschriften haben die Umweltschützer seit 2005 gesammelt. Die Greenpeace-Ausstellung und das Grundschleppnetz touren durch elf europäische Städte und werden am 17. und 18. Mai in Dresden zu sehen sein.
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