Hamburg/Dresden, 17.05.2006 - Mit einem 70 Meter breiten, 15 Meter hohen und 40 Meter tiefen Original- Grundschleppnetz protestieren Greenpeace-Aktivisten heute auf dem Schlossplatz in Dresden gegen die sinnlose Zerstörung der Tiefsee. Mit solchen Grundschleppnetzen werden zum Beispiel Rotbarsch und Blauleng gefangen; die dabei genutzten Schleppnetze sind oft bis zu drei Mal so groß wie das hier präsentierte.
Eine Fotoausstellung in dem Netz dokumentiert den Artenreichtum in großer Tiefe und wie rasant er durch die Grundschleppnetz-Fischerei vernichtet wird. Greenpeace fordert ein Moratorium, ein Sofortverbot der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See. Das Grundschleppnetz und die Greenpeace-Ausstellung touren seit sechs Wochen durch Europa und wurden bereits in zehn Städten gezeigt.
"Noch bevor die Tiefsee überhaupt erforscht ist, wird sie schon zerstört", sagt Iris Menn, Meeresbiologin bei Greenpeace. "Verantwortung dafür tragen alle EU-Länder, allen voran Fischfangnationen wie Spanien. Ein Grundschleppnetz-Moratorium auf der Hohen See ist die einzige Chance, das wertvolle Leben dort unten für die Menschheit zu erhalten."
Wie wenig erforscht die Tiefsee immer noch ist, hat die SOS-Weltmeer-Expedition von Greenpeace gerade wieder gezeigt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität der Azoren hat das Greenpeace-Schiff Esperanza die Unterwasserseeberge, die so genannten Seamounts, bei den Azoren untersucht und dokumentiert. Dort entdeckten die Wissenschaftler jetzt eine weitere bisher unbekannte Art, ein frei schwimmendes wirbelloses Meereslebewesen.
Die Artenvielfalt in der Tiefe schätzen Experten inzwischen auf bis zu zehn Millionen Spezies, vergleichbar mit dem Reichtum der tropischen Regenwälder. Doch durch die Grundschleppnetz-Fischerei ist diese Vielfalt massiv bedroht. Pro Minute wird hier eine Fläche von 148 Fussballfeldern durch Grundschleppnetze umgepflügt.
Die Fischtrawler ziehen die riesigen Netze, die mit tonnenschweren Scherrbrettern ausgestattet sind, über den Meeresboden. Dabei rasieren sie alles ab, was ihnen im Weg ist - kein Lebewesen hat eine Chance zu entkommen. Rund 300 Schiffe sind derzeit an der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See beteiligt. 60 Prozent davon gehören zur Flotte der Europäischen Union. Spanien hält den größten Anteil.
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