Hamburg, 01.06.2006 - Die Pestizidbelastung pflanzlicher Lebensmittel, die in der Europäischen Union verzehrt werden, ist im Jahr 2004 auf einen Rekordwert angestiegen. Das belegen bisher unveröffentlichte Daten der EU-Kommission. 47 Prozent der Obst- und Gemüseproben waren im Jahr 2004 mit Pestiziden belastet - drei Prozent mehr als noch 2003.
Das Monitoringprogramm der Kommission erfasst Pestizidrückstände von über 60.000 Lebensmittelproben aus der ganzen EU. Greenpeace fordert von der Bundesregierung einen sofortigen Maßnahmenplan, um die Pestizidrückstände in Lebensmitteln zu senken. Verbraucher müssen durch das geplante Verbraucherinformationsgesetz zeitnahe Auskünfte über belastete Lebensmittel bekommen. Zudem müssen die Lebensmittelkontrollen der Bundesländer verschärft werden.
"Knapp die Hälfte des in der Europäischen Union angebotenen Obst und Gemüses ist mit Pestiziden belastet", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. "Viele der in Erdbeeren, Paprika oder Salat nachgewiesenen Pestizide sind krebserregend, nervenschädigend, können das Fortpflanzungsvermögen, das Hormon- und Immunsystem beeinträchtigen. Doch das erfahren Verbraucher erst eineinhalb Jahre, nachdem die Lebensmittel gegessen wurden.
Die Pestizidwerte von 2004 stellte ein Vertreter der EU-Kommission vergangene Woche einem Fachpublikum auf dem European Pesticides Residue Workshop - EPRW 2006 auf Korfu vor. Weitere Ergebnisse: In 23,4 Prozent der Proben wurden mehrere Pestizide gleichzeitig gefunden, ein Anstieg um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wiesen die europäischen Prüflabore 197 verschiedene Pestizide in den Lebensmitteln nach - gegenüber 185 Pestiziden im Jahr zuvor. Die Pestizidrückstände in Lebensmitteln haben damit den höchsten Stand seit dem Start des EU-Monitorings im Jahr 1996 erreicht.
"Die Lage ist inzwischen ernst. Doch während Chemieindustrie und Landwirte immer mehr Gifte auf Äckern und Obstplantagen spritzen, greifen weder EU-Kommission noch die Verbraucher- und Landwirtschaftsminister der Länder gegen die steigende Giftbelastung ein", stellt Krautter fest.
Auch die Überwachungsbehörden in 20 der 25 EU-Mitgliedsländer wurden vom Lebensmittel- und Veterinäramt der EU-Kommission überprüft. Dieses stellte unter anderem schwere Defizite bei den Kontrollen in Deutschland fest. Die meisten Lebensmittellabore könnten lediglich 25 bis 150 der insgesamt 400 in der EU zugelassenen Pestizide nachweisen. Bei der Probennahme würden häufig Fehler gemacht und die Untersuchungen mit durchschnittlich vier Wochen viel zu lange dauern. Viele Verstöße gegen gesetzliche Pestizidgrenzwerte würden zudem nicht geahndet.
Schon 2004 hatten sich Bund und Länder in einem "Reduktionsprogramm chemischer Pflanzschutz" verpflichtet, den Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln, in denen die gesetzlichen Höchstmengen überschritten werden auf unter ein Prozent zu senken - von derzeit in Deutschland acht Prozent. Doch bisher wurde noch nicht einmal ein Maßnahmenplan zur Umsetzung dieses Ziels aufgelegt. Greenpeace rät zum Kauf von Bio-Ware, da diese in der Regel frei von Pestiziden ist. Weitere Einkaufshilfen bieten auch die Ratgeber Essen ohne Pestizide und Pestizide aus dem Supermarkt, die bei Greenpeace unter der Telefonnummer 040-30618-120 bestellt werden können.
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