Hamburg, 30.07.2006 - Dieser Juli war nicht nur der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung, sondern auch ein Monat mit einer Ozonbelastung der Superlative. Das ergab eine Auswertung der Messdaten, die Greenpeace am Sonntag bekannt gab. Demnach liegt die Ozonbelastung des Juli so hoch wie in den smogreichen 90er Jahren und über der Belastung im Hitzesommer 2003. Ozonsmog führt zu Entzündungen der Atemwege, einer Zunahme von Asthma-Anfällen und fördert Allergien. Vor allem Kinder, Asthmatiker und ältere Menschen leiden darunter. Zum Schutz dieser Gruppen fordert Greenpeace Fahrverbote.
"Die Politik muss endlich handeln, statt die gesundheitsschädigende Wirkung von Ozonsmog zu verharmlosen", fordert Greenpeace Klima-Experte Karsten Smid. "Hitzesommer wie der diesjährige werden in Zukunft häufiger auftreten. Der Klimawandel hat begonnen. Vor dieser Erkenntnis darf die Bundesregierung nicht die Augen verschließen, sondern muss auf die neuen Herausforderungen mit einer drastischen Senkung der Schadstoffbelastung reagieren."
Die Auswertung der Ozonbelastung des Juli von Greenpeace ergibt: An 21 von 31 Tagen wurde die Warnschwelle von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft überschritten. Insgesamt hat es über 800 Überschreitungen der Warnschwelle von 180 Mikrogramm gegeben, 17 Mal wurde sogar die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm überschritten. Damit lag die Überschreitungshäufigkeit der Warnschwelle auf dem Niveau der Smogepisoden der 90er Jahre und war höher als im Juli des Hitzesommers 2003. Der Spitzenwert von 272 Mikrogramm wurde am 20. Juli in Bielefeld gemessen.
Ab 2010 gilt eine EU-Richtlinie, nach der zum Schutz der menschlichen Gesundheit der zulässige 8-Stunden-Mittelwert eines Tages bei 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt. Dieser Wert darf dann an höchstens 25 Tagen im Kalenderjahr überschritten werden. Bereits Ende Juli 2006 haben über 170 Messstationen in ganz Deutschland diese kritische Schwelle überschritten, teilweise sogar an mehr als doppelt soviel Tagen.
Greenpeace fordert ein Zweistufenkonzept für die Fahrverbote. Autoabgase sind die Hauptursache für Ozonsmog, der sich unter intensiver Sonneneinstrahlung bildet. Ist eine Ozonbelastung absehbar, müssen in einer ersten Phase frühzeitig alle Fahrzeuge ohne Katalysator stehen gelassen werden. Bei anhaltender Ozonbelastung muss in einer zweiten Phase das Fahrverbot auch für alle anderen Fahrzeuge gelten.
Nach Auffassung von Greenpeace lässt sich der Ozonsmog nur durch konsequente Fahrbeschränkungen bekämpfen. Szenarien zeigen, dass durch frühzeitige und konsequente Maßnahmen die Ozonspitzen gekappt werden können.
"Ein Kleinkind, das strampelnd im Kinderwagen liegt, hat einen Sauerstoffbedarf wie ein Hochleistungssportler. Es ist grob fahrlässig, ein Kind diesen hohen Ozonwerten auszusetzen", erklärt Smid. Ozon ist heimtückisch, es ist schwer wasserlöslich und dringt so bis in die feinsten Verästelungen der Atemwege vor.
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