Seehofer-Ministerium erlaubt Agrargifte ohne Grenzwerte

Kontrolleure können nicht gegen giftbelastete Lebensmittel vorgehen

Hamburg, 21.09.2006 - Viele gesundheitsschädliche Pestizide wurden in Deutschland ohne Grenzwerte zugelassen. Dies geht aus einem Bericht hervor, den Greenpeace heute in Hamburg veröffentlicht. Bei jedem fünften Pestizid, das zum Spritzen von Obst, Gemüse und Getreide zugelassen ist, hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) keinen Grenzwert festgelegt. Dennoch erteilte das Ministerium die von der Chemie-Industrie beantragten Zulassungen zur landwirtschaftlichen Anwendung. Wegen der fehlenden Grenzwerte können Lebensmittelkontrolleure nicht gegen den Verkauf von Waren mit hohen Giftbelastungen vorgehen. Greenpeace fordert Bundesminister Horst Seehofer (CSU) auf, die Zulassung für Pestizide ohne Lebensmittelgrenzwerte sofort zu widerrufen.

"Ohne Grenzwerte gibt es kein Limit für die Giftbehandlung von Obst, Gemüse und Getreide", sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. "Selbst die größten Giftspritzer unter den Landwirten kann keine Behörde unter diesen Umständen in die Schranken weisen. Hier geht es nicht wie im Fleischskandal um Pannen bei der Überwachung in den Ländern, hier hat das Bundesministerium versagt. Seehofer muss jetzt die Verbraucher vor Agrargiften schützen."

Der Greenpeace-Bericht zeigt, dass in 208 der insgesamt 1005 in Deutschland zugelassenen Spritzmittel 51 zum Teil hochgiftige Pestizidwirkstoffe enthalten sind - ohne dass es für diese Wirkstoffe Grenzwerte in Lebensmitteln gibt. Viele dieser Agrargifte sind Krebs erregend, nervengiftig oder schädigen die Fortpflanzung. Auch in der jetzt vom BMELV geplanten Änderung der Rückstands-Höchstmengen-Verordnung ist für keinen der 51 Wirkstoffe ein Grenzwert vorgesehen.

Bei einem Test von Beeren und Kirschen hatte Greenpeace im Juli das Krebs erregende Spritzmittel Thiacloprid von Bayer gefunden, für das kein Grenzwert festgelegt wurde. Eine von Greenpeace-Anwälten Anfang August erbetene Stellungnahme zu dieser Problematik hat das Ministerium bis heute nicht beantwortet.

"Das Ministerium hat der Chemie-Industrie mit dieser Genehmigungspraxis zu beträchtlichen Gewinnen verholfen. Seehofer muss erklären, warum sein Ministerium die Interessen der Industrie vor den Schutz der Verbraucher stellt", fordert Krautter.

Die Gesundheit der Verbraucher kann beim Verzehr massiv gespritzter Ware erheblich gefährdet werden. Um Pestizide zu vermeiden, rät Greenpeace den Verbrauchern zum Kauf von Bioware. Orientierung bieten zudem die beiden Greenpeace-Einkaufsratgeber Essen ohne Pestizide und Pestizide aus dem Supermarkt. Die Ratgeber sind zu finden unter www.einkaufsnetz.org. Sie können auch kostenlos bestellt werden unter 040-30618-120.

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