Hamburg, 25.10.2006 - Mehr als eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäugetiere und Schildkröten gehen jährlich an den Überresten von Plastikmüll zugrunde, der in den Ozeanen treibt. Die Tiere ersticken in Sechserpackträgern, strangulieren sich mit treibenden Netzresten oder verhungern, weil ihre Mägen mit Plastikteilen verstopft sind. Davon ist die Tierwelt der Nordsee ebenso betroffen wie die der pazifischen Gewässer vor Hawaii. Dort wird das Greenpeace-Schiff Esperanza auf seiner "SOS Weltmeer"-Tour auf ein besonderes Phänomen der globalen Verschmutzung der Meere aufmerksam machen: einen Müllstrudel von der Größe Mitteleuropas, der durch die dort vorhandenen Meeresströmungen angetrieben wird.
"Das Schicksal der Seevögel, die auf dem offenen Meer tödliche Mengen an Plastikmüll fressen, steht für den respektlosen Umgang mit dem in großen Teilen noch unbekannten Lebensraum Ozean", sagt Stefanie Werner, Meeresexpertin von Greenpeace. "Die Vermüllung ist eines der vielen Probleme, die dringend gelöst werden müssen. Inzwischen gibt es Chancen, den Schutz der Meere voran zu bringen. Die deutsche Bundesregierung kann dabei eine wesentliche Rolle spielen."
Derzeit entsteht in der Europäischen Union eine Richtlinie für eine Meeresstrategie, die einen erheblichen Fortschritt bedeuten würde. Da Deutschland im ersten Halbjahr 2007 die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, muss die Bundesregierung die Chance nutzen und sich für einen starken Meeresschutz einsetzen.
Hauptverursacher des Mülls im Meer ist die internationale Schifffahrt. Fischer landen oft nicht die Abfälle in europäischen Häfen an, die in ihren Netzen landen, da sie häufig noch dafür bezahlen müssen. Aber auch Haushalts- und Industrieabfälle fließen über die Flüsse in die Ozeane. Nach einer Studie von Meereswissenschaftlern der Nordseeanrainerstaaten gelangen jedes Jahr 20.000 Tonnen Müll in die Nordsee. Betroffen sind vor allem Hochseevögel wie Eissturmvogel und Basstölpel. Rund 97 Prozent der Nordsee-Eissturmvögel tragen rund 0,31 Gramm Plastikmüll im Magen. Hochgerechnet auf den Menschen ist das die Menge einer Brotdose - voll mit scharfkantigen Plastikresten.
Wie für die Eissturmvögel in der Nordsee ist der Plastikmüll auch für die Albatrosse vor Hawaii eine tödliche Falle. Zwei von fünf Layson-Albatross-Küken sterben auf einer der hawaiianischen Inseln innerhalb der ersten sechs Lebensmonate, da ihr Magen zwar gefüllt und ihr Hunger gestillt ist, ihre Hauptnahrung aber aus Plastik besteht und keinerlei Nährstoffe enthält.
Über Greenpeace Deutschland
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, telefonische Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 16 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace zum Verhandlungsabschluss für ein UN-Hochseeschutzabkommen
Ein globales Abkommen zum Schutz der Meere wurde heute nach fast zwanzig Jahren Verhandlungen in New York beschlossen
E-Mobilität benötigt keine Metalle aus der Tiefsee
Greenpeace-Studie zeigt: Tiefseebergbau ist für den Umstieg auf Elektroautos nicht notwendig.
Greenpeace-Aktive werben mit Projektion von Meereslebewesen für starkes UN-Hochseeschutzabkommen
Mit einer riesigen Projektion in Berlin macht Greenpeace vor Beginn der UN-Konferenz für ein globales Meeresschutzabkommen (20.2.-3.3.23 in New York) auf die Verantwortung der Bundesregierung aufm...
Tiefseebergbau gefährdet zahlreiche Walarten
Der Lärm des Tiefseebergbaus durchdringt kilometerweit die Ozeane und gefährdet so die Kommunikation von Walen.
Greenpeace-Rechtsgutachten: Bundesregierung muss künftigen Staatskonzern Uniper auf Klimakurs bringen
Uniper-Pläne unvereinbar mit Umwelt- und Klimazielen der Bundesregierung. Das Gasprojekt des zukünftigen Staatskonzern Uniper ist umwelt- und klimaschädlich. Es zerstört den Lebensraum von Walen u...