Berlin, 13.11.2004 - 15 Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace protestieren seit Mittwochvormittag am Brandenburger Tor gegen die Plünderung von Nord- und Ostsee. Sie haben ein 20 Meter langes und sieben Meter breites Original-Schleppnetz aufgebaut, in dem ein gedeckter Esstisch mit Beifang steht - sinnlos getötete Meerestiere. Ein Marktschreier proklamiert den Ausverkauf der Meere und fordert zu umfassendem Meeresschutz auf.
Rund 1000 derartige Grundschleppnetze durchpflügen und zerstören mit ihren schweren Eisenketten regelmässig den Meeresboden der Nordsee. Greenpeace wendet sich mit der Protestaktion an europäische Wissenschaftler und Politiker, die seit heute beim Umweltrat der Bundesregierung im Wissenschaftszentrum Berlin tagen, um auf EU-Ebene eine politische Strategie zum ganzheitlichen Meeresschutz zu erarbeiten. Mitte August hatte die Umweltorganisation bereits 11.000 tote Meerestiere - das Ergebnis eines zweistündigen Fangs mit einem solchen Schleppnetz - auf dem Pariser Platz gezeigt, um auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen.
"Dieser mit Beifang gedeckte Tisch im Netz ist ein Beispiel dafür, wie es in den Restaurants eigentlich aussehen müsste. Zu jeder servierten Seezunge oder Scholle müssten neun weitere Teller mit Meerestieren serviert werden, die vollkommen sinnlos als Beifanggestorben sind", sagt Thomas Henningsen, Meeresexperte von Greenpeace. "Wenn wir die einzigartigen Lebensräume der Nord- und Ostsee erhalten und die Fischer auch morgen noch gefüllte Netze haben wollen, brauchen wir dringend großflächige Schutzgebiete", so Henningsen. In den Schutzgebieten sollen Fischerei, Öl- und Gasförderung ausgeschlossen sein. Nur so haben die zerstörten Lebensräume eine Chance, sich wieder zu erholen.
Greenpeace Deutschland arbeitet gemeinsam mit Greenpeace Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen, Großbritannien und Holland für den Schutz von Nord- und Ostsee. Dabei markierte das Greenpeace Schiff "Esperanza" mit dem "Schutzgebiet Doggerbank" eines der von Greenpeace vorgeschlagenen Schutzgebiete in der Nordsee. Die "Esperanza" in der Nordsee und die "Beluga II" in der Ostsee informierten Fischer und protestierten gegen die zerstörerische Grundschleppnetz-Fischerei.
Auch die EU-Umweltminister und die EU-Fischereiminister, die sich in den kommenden Tagen in Luxemburg treffen, sind aufgefordert, sich mit der Plünderung der Meere zu befassen. "Die EU blockiert sich mit dem Kompetenzgerangel der verschiedenen Ministerien selbst. Die Politiker sind offensichtlich nicht in der Lage, Nord- und Ostsee zu schützen", sagt Thomas Henningsen. "Ein einziges Meeresschutzgremium auf europäischer Ebene, das die nötigen Kompetenzen besitzt, die Meere umfassend zu schützen und strikte Schutzgebiete zu etablieren, ist dringend notwendig."
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