Hamburg, 15.08.2007 - Rund 85 Prozent der Deutschen wollen schärfere Kontrollen von Atomkraftwerken durch die Behörden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung des Emnid-Instituts im Auftrag von Greenpeace. Nur 12 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, die derzeitigen Kontrollen reichten aus. Sogar 91 Prozent der Befragten fordern, dass Informationen über Zwischenfälle in Atomanlagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Nur 3 Prozent lehnen kürzere Laufzeiten für Atomkraftwerke ab. Ende Juli hat Emnid 1001 repräsentativ ausgewählte Bürger zu ihrer Einstellung zur Atomkraft befragt.
"Die aktuelle Umfrage ist ein deutliches Signal. Die Menschen trauen den Energiekonzernen nicht zu, dass sie ihre Atomkraftwerke ausreichend unter Kontrolle haben", sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. "Mit dieser Umfrage haben die Behörden Rückenwind, um schärfere Auflagen für die Kraftwerksbetreiber umzusetzen." Ebenso deutlich spricht sich eine klare Mehrheit der Befragten dafür aus, alte und störanfällige Atomkraftwerke vorzeitig vom Netz zu nehmen. "Damit wird den Plänen der Betreiber, die Laufzeit von Reaktoren wie Krümmel, Brunsbüttel und Biblis zu verlängern, eine klare Absage erteilt."
Emnid untersuchte auch, wie sich die Einstellung der Bundesbürger zum Atomausstieg in den vergangenen zwei Jahren verändert hat. Als Basis hierfür diente eine entsprechende Befragung aus dem Juli 2005. Auf die Frage, ob der Ausstieg aus der Atomenergie noch beschleunigt werden sollte, antworteten aktuell 29 Prozent der Befragten mit "Ja" (2005: 26 Prozent). Rund zwei Drittel wollen den Atomausstieg ohne Laufzeitverlängerungen. Gleichzeitig polarisiert sich die Bevölkerung in dieser Frage stärker: Seit 2005 ist die Gruppe der Befürworter eines weiteren Ausbaus der Atomkraft von 11 auf 15 Prozentpunkte gewachsen. In Ostdeutschland ist der Ausbau mit rund einem Viertel der Befragten am stärksten akzeptiert. Gleichzeitig wünschen sich in Bayern heute 30 Prozent der Befragten einen beschleunigten Ausstieg, gegenüber 17 Prozent im Jahr 2005.
Die Unterscheidung nach Parteilagern zeigt weitere interessante Entwicklungen seit 2005. So ist die Zustimmung für einen Atomausstieg bei den Wählern der CDU/CSU von 58 auf 64 Prozent gestiegen. Nur 2 Prozent der Unions-Wähler lehnen heute eine Laufzeitverkürzung generell ab. "Der von der Union vorgegebene stramme Atomkurs spiegelt ganz klar nicht die Wünsche ihrer Wähler wieder", stellt Heinz Smital fest. Bei den Wählern der Grünen hat die Zustimmung für einen beschleunigten Ausstieg sogar von 36 auf 60 Prozent zugenommen. Deutlich zugenommen hat die Zahl der Befürworter eines weiteren Ausbaus der Atomkraft bei der FDP und bei der Linken. Von jeweils 5 Prozent im Jahr 2005 ist die Zustimmung auf aktuell 22 bzw. 20 Prozent gestiegen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren vor dem Bohrturm in Reichling: “Gas stoppen”!
An Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger richteten sie mit dem Protest in Reichling die Forderung, die Konzession für die Bohrfirma nicht zu verlängern.
Gasbohrung vor Borkum: Vertrag mit Niederlanden verstößt gegen Grundgesetz und Völkerrecht
Der Vertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden zur grenzüberschreitenden Erdgasausbeutung vor der Nordseeinsel Borkum ist verfassungs- und völkerrechtswidrig. Er verstößt sowohl gegen das Pa...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bohrbeginn in Reichling
Im oberbayerischen Reichling hat die Gasbohrung begonnen. Das hat die Regierung von Oberbayern bestätigt. Saskia Reinbeck, Klimaschutzexpertin von Greenpeace Bayern, fordert Bayerns Wirtschaftsmini...
Braunkohlekonzern Leag: Analyse warnt vor Finanzierungslücken bei der Rekultivierung der Tagebaue
Der Konzernumbau beim Lausitzer Energiekonzern Leag verschiebt Milliardenrisiken aus dem Braunkohlegeschäft auf die Allgemeinheit, so eine Analyse des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)...
Greenpeace-Stellungnahme zu bevorstehender Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes
Sophia van Vügt, Greenpeace-Expertin für Klima- und Energiepolitik, bestreitet, dass CCS dem Klimaschutz hilft.