Altötting/Gendorf, 08.12.2006 - Greenpeace warnt vor dem Verzehr von Fischen aus der Alz, einem mit Chemikalien verunreinigten Fluss in Oberbayern. Aktivisten befestigen seit heute Morgen 50 Schilder mit der Aufschrift "Achtung: Angler an der Alz! Fisch mit PFT belastet" an dem Flussabschnitt zwischen dem Ort Emmerting und dem Industriepark Gendorf. Der Anlass: Das Fraunhofer-Institut Schmallenberg hat im Auftrag von Greenpeace eine Flussbarbe aus der Alz untersucht und Perfluorierte Tenside (PFT) nachgewiesen. Diese Chemikalien stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Der Bayerische Rundfunk hat gestern gemeldet, dass auch das Fraunhofer-Institut in Freising die chemischen Stoffe in Fischproben gefunden hat.
Greenpeace hatte am 9. November aufgedeckt, dass der Industriepark Gendorf hohe Konzentrationen von PFT als Abwasser in die Alz einleitet. Die Chemiefirma Dyneon hat inzwischen zugegeben, jährlich eine Tonne Perfluoroktansäure (PFOA) in den Fluss zu entsorgen. Greenpeace fordert weiterhin ein Einleitungsverbot für das Werk. Zudem soll das geplante europäische Chemikaliengesetz REACH, über das am 13. Dezember in Brüssel entschieden wird, für einen zuverlässigen Schutz vor gefährlichen Chemikalien sorgen.
"Den Schutz von Umwelt und Gesundheit stellt die bayerische Regierung weit hinter die Interessen der Chemieindustrie", sagt Hölzel. "Bis heute haben die Behörden keine Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen. Greenpeace fordert die Landesregierung auf, umgehend ihre Untersuchungen zu den PFT-Belastungen von Fischen zu veröffentlichen und Einschränkungen für den Verzehr festzulegen."
Nach eigenen Aussagen hat das bayerische Umweltministerium im August 2006 ein Messprogramm für PFT gestartet, bei dem auch Fisch untersucht wird. Bis heute sind keine Ergebnisse veröffentlicht worden. Eine Anfrage von Greenpeace vom 15. November hat das Ministerium bislang nicht beantwortet. In Nordrhein-Westfalen hingegen untersuchte die Landesregierung nach Bekanntwerden des PFT-Skandals im Hochsauerland umgehend Speisefische und empfahl, den Verzehr einzuschränken.
Für PFT, die sich im Körper anreichern und im Verdacht stehen, krebsfördernd und fortpflanzungsschädigend zu sein, gibt es keine Grenzwerte. Nur für Trinkwasser empfiehlt das Umweltbundesamt einen Zielwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für die Summe aus PFOA und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts fanden in der Flussbarbe 9,4 Mikrogramm PFOS und 12,6 Mikrogramm PFOA pro Kilogramm.
"Der menschliche Organismus wird zur Chemiedeponie", sagt Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel. "In den letzten vier Wochen hat Greenpeace PFT-Rückstände im Trinkwasser, in Pommes Frites und jetzt im Fisch nachgewiesen. Zum Schutz vor gefährlichen Stoffen brauchen wir ein europäisches Chemikaliengesetz, das den Ersatz von Risikochemikalien wie PFT vorschreibt." Der derzeitige Kompromiss zwischen Europäischem Parlament, Kommission und Ministerrat würde gefährliche Chemikalien auch zulassen, wenn es Alternativen gibt.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
vCard herunterladen
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
vCard herunterladen
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206778-achtung-angler-an-der-alz-fisch-mit-chemie-belastet/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Recherche: Gefährliche Chemikalien in Shein-Kleidung verstoßen weiterhin gegen EU-Grenzwerte
In Kleidung des Online-Textilhändlers Shein stecken weiterhin gefährliche Chemikalien, wie ein neuer Report von Greenpeace Deutschland zeigt.
Greenpeace zeigt mit Simulation : Havarie des Öltankers “Eventin” hätte Ostsee-Ökosysteme schwer beschädigt
Eine Havarie des russischen Öltankers “Eventin”, der im vergangenen Januar stundenlang manövrierunfähig vor der Insel Rügen trieb, hätte die Küsten der Ostseeanrainerstaaten ökologisch schwer besch...
Greenpeace-Rechtsgutachten: Anti-Fast-Fashion-Gesetz auch in Deutschland möglich
Für ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz demonstrieren heute zehn Greenpeace-Aktive mit einer fünf Meter hohen Kunstinstallation aus Klamottenmüll vor dem Brandenburger Tor.
Heizen mit Wasserstoff kann Kosten mehr als verdoppeln
Wer auf eine Wasserstoffheizung setzt, muss mit Heizkosten rechnen, die 74 bis 172 Prozent höher als die bisherige Gasrechnung liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Fraunhofer-Studie im Auftra...
Greenpeace-Recherche weist gesundheitsgefährliche Chemikalien nach in Speisefischen aus Nord- und Ostsee
Speisefische, Muscheln und Krabben aus Nord- und Ostsee sind zum Teil stark mit schädlichen PFAS belastet. Messungen von Greenpeace weisen Konzentrationen nach, die über den Empfehlungen der EU-Beh...