Hamburg / Stuttgart, 02.11.2007 - Aus Protest gegen die Blockade eines Tempolimits haben Aktivisten von Greenpeace heute morgen an der Autobahn A8 Verkehrsschilder mit der Aufschrift "120 - Klimaschutz" aufgestellt. Die 13 Schilder stehen an einem rund 26 Kilometer langen Abschnitt der A8 zwischen den Auffahrten Stuttgart-Flughafen und Aichelberg in beiden Fahrtrichtungen. Die Greenpeace-Aktivisten handeln damit in so genannter Geschäftsführung ohne Auftrag für Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der sich trotz eines Parteitagsbeschlusses seiner Partei weiterhin nicht für ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen einsetzt. Die Umweltschützer haben seit dem 18. April 2007 in sechs Bundesländern auf Autobahn-Teilstücken mit einer Gesamtlänge von 120 Kilometern Geschwindigkeitsbeschränkungen für den Klimaschutz eingeführt.
"Deutschland leistet sich als einziges Industrieland der Welt weiterhin unbeschränkte und CO2-treibende Raserei", sagt Marc Specowius, Verkehrsexperte von Greenpeace. "Es wäre ein ungeheurer Zynismus, sollte Minister Tiefensee sogar gegen den Willen seiner Parteibasis weiterhin ein Tempolimit blockieren. Er verantwortet damit Jahr für Jahr mehrere Millionen Tonnen Treibhausgase. Da die zuständigen Politiker weiterhin nichts tun wollen, handelt Greenpeace jetzt." Das jetzt von Greenpeace mit Tempo-120-Schildern ausgestattete Teilstück der Autobahn A8 gehört zu den am stärksten befahrenen Strecken in Deutschland mit einer signifikanten Unfallhäufung.
Auf 12.300 Kilometern Autobahn in Deutschland werden rund ein Drittel aller PKW-Kilometer gefahren. Zwei Drittel der Strecken haben nach Angaben der Bundesregierung keine Geschwindigkeitsbeschränkung. Ein allgemeines Tempolimit ist die schnellste und günstigste Maßnahme zur Reduzierung von Treibhausgasen im Verkehrsbereich. Mit seiner Einführung könnten die Kohlendioxid-Emissionen von PKW auf deutschen Autobahnen sofort um neun Prozent reduziert werden. Keine andere direkte Maßnahme hat ein annähernd großes Potenzial.
Ein Tempolimit ist Grundvoraussetzung und Signal an die Autoindustrie für den Bau sparsamerer Autos. Niedrigere Geschwindigkeiten ermöglichen den Einbau leichterer Motoren, die Sicherheit der Insassen kann mit geringerem Aufwand und Fahrzeuggewicht sichergestellt werden. Dieses Downsizingder Fahrzeuge könnte die CO2-Emissionen von PKW in kürzester Zeit halbieren - ein deutlich größerer Effekt als alle derzeit diskutierten CO2-Grenzwerte für Autos.
Greenpeace sammelt zurzeit bundesweit Kaufabsichtserklärungen für besonders spritsparende Autos. Verbraucher erklären mit ihrer Unterschrift, zukünftig nach dem SmILE-Prinzip (Small, Intelligent, Light, Efficient) gebaute PKW kaufen zu wollen. Ein von Greenpeace nach diesem technologischen Konzept umgebauter serienmäßiger Renault Twingo hat bisher mehr als 80.000 Kilometer bei Testfahrten zurückgelegt. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 3 Litern auf 100 Kilometern und damit um 50 Prozent niedriger als beim Serienauto.
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