Zürich (CH), 24.03.2009 - Mangelhafte Beprobungen von Giftmüll aus der Chemiemülldeponie Hirschacker des Pharmagiganten Roche in Baden-Württemberg führten zu Fehldeklarationen und unsachgemäßer Entsorgung von 17.000 Tonnen teils hochbelasteter Abfälle in neuen Deponien in Rheinland-Pfalz. Greenpeace untermauert dies jetzt mit einem Methodenvergleich.
Fazit: Die Beprobungsmethode, die zwischen September und Dezember 2008 exklusiv angewendet wurde, führte im Methodenvergleich zu 65 Prozent Falschdeklarationen. Und: Rund 40 Prozent der Abfaelle dürften nicht auf Deponien abgelagert werden. Greenpeace fordert mit Nachdruck, dass alle gefährlichen Giftabfälle in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ausgegraben und fachgerecht entsorgt werden.
Bei der Sanierung der Chemiemülldeponie Hirschacker bei Grenzach-Whylen (Baden-Württemberg), einer Altlast mit Abfällen des Schweizer Pharmagiganten Roche, stellt Greenpeace schwerwiegende Mängel fest: Der Gesundheitskonzern Roche, der 2008 u.a. mit seinen Antikrebsmitteln über 10 Milliarden Franken Reingewinn erzielte, bricht eine Sanierungsvereinbarung mit Greenpeace und will Tausende von Tonnen krebserregenden Chemiemülls nicht mehr weiter ausgraben. 17.000 Tonnen Aushubmaterial, das zwischen September und Dezember 2008 aus dem Hirschacker ausgegraben wurde, entsorgten die verantwortlichen Lörracher Behörden und Firmen aufgrund von fehlerhaften Abfalldeklarationen unsachgemäß in den neuen Deponien Berg, Kapiteltal und Budenheim in Rheinland-Pfalz.
Auf der Deponie Budenheim soll zukünftig ein Golfplatz entstehen. Greenpeace sowie das Regierungspräsidium Freiburg und das Umweltministerium Baden-Württemberg haben schon im September und Oktober 2008 gewarnt, dass nur eine Beprobung mittels sog. Haufwerken den vielfältigen Chemieabfall genügend verlässlich charakterisieren kann.
Neue Auswertungen von Greenpeace zeigen auf, dass die Beprobungsmethode mittels des sogenannten Baggerschürfens im Gegensatz zu sogenannte Haufwerken zu Falschdeklarationen und somit zu unsachgemäßen, gefährlichen Giftmüll-Entsorgungen führen kann: 65 Prozent der Baggerschurf-Abfalldeklarationen sind falsch - 40 Prozent des Abfalls hätte nicht auf Deponien abgelagert werden dürfen. Diese Fehlerquoten errechnete Greenpeace aus den Daten von Dezember 2008 bis März 2009, als beide Beprobungsarten durchgeführt wurden (für die Abfalldeklaration aber sinnvollerweise die Haufwerksbeprobung genommen wurde).
Überträgt man diese Fehlerquoten auf den Zeitraum September 2008 bis Dezember 2008, in dem 17.000 Tonnen Aushubmaterial aus der Chemiemülldeponie Hirschacker ausschliesslich mittels Baggerschürfen deklariert und auf die neuen Deponien Budenheim, Berg und Kapiteltal in Rheinland-Pfalz abgelagert wurden, so lautet die brisante Schlussfolgerung: Weit ueber die Hälfte der 17.000 Tonnen Hirschacker-Müll wurde falsch deklariert, ueber ein Drittel hätte nicht deponiert, sondern als Giftmüll thermisch behandelt werden müssen!
Matthias Wüthrich von Greenpeace Schweiz kommentiert: "Damit in Budenheim künftig unbeschwert Golf gespielt werden kann, müssen die Behörden die begangenen Fehler jetzt sofort korrigieren: Aller gefährlicher Chemiemüll muss wieder raus. Eine korrekte Beprobung und Entsorgung ist zwingend. Roche muss für die durch ihren Giftmüll verursachten Probleme zahlen. Auch die Deponie Hirschacker in Baden-Württemberg muss Roche solange weiter sanieren, bis die Chemiemüllgrube sauber ist - so wie Roche es gegenüber Greenpeace versprochen hat."
Unter www.greenpeace.ch finden Sie ein ausführliches Hintergrundpapier mit einer detaillierten Auswertungstabelle, einer Illustration der beiden Beprobungsmethoden und zwei brisanten Behördenprotokollen.
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