Hamburg, 13.04.2009 - Unter dem Namen „Ökostrom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen. Dies ist das Ergebnis einer im Auftrag von Greenpeace erstellten Studie des Energiewissenschaftlers Uwe Leprich, Professor der Hochschule Saarbrücken. Viele Ökostrom-Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basieren lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen wie RECS-Zertifikate (Zertifikate zur Kennzeichnung von Strom aus erneuerbarer Energien). Dabei kauft ein Stromunternehmen zum Beispiel in Skandinavien billige Zertifikate für Öko-Strom aus Wasserkraft, nicht jedoch den Strom selbst. In Deutschland wird dann der konventionelle Strom mit den Zertifikaten zu Öko-Strom umdeklariert.
"Viele Energiekonzerne betreiben nichts anderes als Greenwashing", sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace. Wenn ganze Städte, so wie es in Kassel, Friedrichshafen und Saarbrücken der Fall war, ohne Aufpreis über Nacht auf Öko-Strom umstellen, sollten die Kunden stutzig werden. Jedem muss bewusst sein, dass es Ökostrom nicht zum Nulltarif gibt. Schließlich ist er mit zusätzlichen Investitionen in umweltfreundliche Kraftwerke verbunden.
Die Greenpeace-Studie nennt zwei zentrale Kriterien für echte Öko-Strom-Angebote: Investitionen des Stromanbieters in neue Öko-Kraftwerke und detaillierte Informationen über die tatsächliche Herkunft des Stroms. Die Studie empfiehlt auch die Einführung eines einheitlichen Labels für Öko-Stromprodukte. Das heutige Nebeneinander verschiedener Zertifikate sei laut Studie zu verwirrend.
Bis es ein solches Label gibt, sollten Öko-Stromkunden ihren Anbieter genauer unter die Lupe nehmen. Es gibt mittlerweile sehr viele Trittbrettfahrer auf dem Strommarkt. Besonders dreist versucht der Energiekonzern RWE, seine Kunden hinters Licht zu führen, so Böhling, wer glaubt, Atomstrom sei ökologisch, ist auf die gezielte Kampagne der Atomlobby reingefallen. RWE wirbt in einer groß angelegten Kampagne für einen so genannten Pro Klima-Tarif, bei dem Atomstrom als Öko-Strom angepriesen wird.
Guter Ökostrom wird laut Studie von Unternehmen angeboten, die nachweislich alle Anstrengungen auf den Ausbau umweltfreundlicher Kraftwerke, ohne Atom- und Kohlestrom lenken. Informationen und Empfehlungen von Ökostromanbietern gibt es bei „Atomausstieg selber machen, einer Initiative zahlreicher Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206640-atom-und-kohlestrom-als-oko-strom-umdeklariertVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Wasserstoff nicht verheizen: Verbände appellieren an Deutschlands Bürgermeister:innen
In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen.
Stellungnahme zum neuem Instrument der Klimaschutzverträge mit Unternehmen von Robert Habeck
Damit Klimaschutzverträge einen Beitrag zur Modernisierung der Industrie in der Klimakrise leisten können, dürfen sie nur Unternehmen fördern, die CO2 gar nicht erst entstehen lassen.
Stellungnahme zur Carbon-Manangement-Strategie von Wirtschaftsminister Robert Habeck
Künftig soll CO2 in der Nordsee verpresst werden können und ein grenzüberschreitender Handel mit CO2 erlaubt werden. Das sehen die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgestellten ...
Stellungnahme zu US-Präsident Bidens Ankündigung, LNG-Projekte vorerst zu stoppen
US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, alle ausstehenden Exportgenehmigungen für Flüssiggas (LNG) auszusetzen, bis alle Projekte auf ihre Vereinbarkeit mit dem öffentlichen Interesse geprüft wurde...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...