Greenpeace bringt tote Ostsee-Wale nach Berlin

Walfangkonferenz muss beschlossene Schutzmaßnahmen umsetzen

Berlin, 19. 6. 2003 – Am letzten Tag der Jahreskonferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) bringen Greenpeace-Aktivisten die Realität zum Tagungsort: Sie legen drei tote Schweinswale im Innenhof des Berliner Estrel-Hotels ab. Die drei Tiere stehen stellvertretend für über 300.000 tote Wale und Delfine, die jedes Jahr als Beifang in den Netzen der Fischfangflotten, durch Meeresverschmutzung, Unterwasserlärm oder durch die direkte Jagd umkommen. Die drei kleinen Wale stammen aus der Ostsee, wo sie vom Aussterben bedroht sind. Mit der Aktion fordert Greenpeace die Delegierten der Walfangkonferenz auf, die beschlossene Berlin Initiative in konkrete Maßnahmen für den Schutz der Wale umzusetzen.

“Dem täglichen qualvollen Walsterben darf nicht mehr tatenlos zugesehen werden”, sagt Andrea Cederquist, Meeresbiologien bei Greenpeace. “In den nächsten Monaten müssen  Schutzmaßnahmen ergriffen und Zeitschienen festgelegt werden, damit die dramatische Anzahl getöteter Wale endlich reduziert wird”. Durch die “Berlin Initiative”, die 25 Staaten auf der IWC durchgesetzt haben, sollen Wale und Delfine zukünftig besser geschützt werden, weil nicht mehr nur der Walfang im Mittelpunkt der Beratungen stehen soll.

Doch die Walfangnationen in der IWC wie Japan und Norwegen haben bereits bekannt gegeben, dass sie den dafür eingerichteten Ausschuss nicht unterstützen werden. “Die Walschutzländer müssen nun ausreichend Geld zur Verfügung stellen, um die Umsetzung der Schutzmaßnahmen zu garantieren”, so Andrea Cederquist. Dazu gehören Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Meere und gegen den ständig zunehmenden Unterwasserlärm. Auch die von einigen Ländern wie Norwegen und Japan noch immer praktizierte Jagd auf Kleinwale, wie Delfine und Tümmler, muss international geächtet werden.

Heute morgen wurde auf der IWC bekannt gegeben, dass die Resolution zur Reduzierung des Beifangs zurückgezogen wurde. “Ein Skandal: hier wird akzeptiert, dass Delfine und Wale zu Hunderttausenden tot oder sterbend über Bord geworfen werden”, sagt Cederquist. Ein Beispiel für dies gravierende Problem ist die dänische Stellnetzfischerei. Dort allein sterben jährlich 7.000 Schweinswale. Die Tiere können die aus feinem Garn bestehenden Netze mit ihrem Echolot-Ortungssystem nicht erkennen, verfangen  sich und ertrinken. Greenpeace fordert selektive Fischereimethoden, bei denen nur die Fische im Netz landen, denen das Interesse der Fischer gilt. Die für Fischerei zuständige Ministerin Renate Künast (Grüne) hat während der diesjährigen IWC bereits Initiativen angekündigt, um die Schweinswale in der Nord- und Ostsee vor den Stell- und Treibnetzen  zu schützen.

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