Hamburg/Berlin, 23.06.2003 - Kekse und Teig aus einer bestimmten Weizensorte und die Pflanzen selbst sind jetzt patentiert. Das haben Recherchen von Greenpeace ergeben. Das Patent der Firma Monsanto (EP 445929), das im Mai erteilt wurde, umfasst Weizen zur Herstellung von knusprigen, mehlhaltigen, essbaren Produkten wie Biskuits oder ähnlichem. Die sogenannte Erfindung der Firma Monsanto besteht darin, dass sie eine traditionelle indische Weizensorte mit anderen Pflanzen gekreuzt hat. Es handelt sich um normale Züchtung, nicht um genmanipulierte Pflanzen. Monsanto benutzt lediglich die Gene, die natürlicherweise in den Pflanzen vorhanden sind.
"Dieser Fall zeigt, welche Dimensionen Patente auf Leben inzwischen erreicht haben: Nicht nur gentechnisch veränderte, sondern auch ganz normale Pflanzen und Tiere werden patentiert, wenn in ihnen Gene von wirtschaftlichem Interesse entdeckt werden", warnt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace. "Monsanto beklaut gezielt indische Landwirte, die über Jahrhunderte diesen speziellen Weizen gezüchtet haben. Dieses Patent zeigt, wie dringend ein gesetzliches generelles Verbot der Patentierung von Genen und Lebewesen und Saatgut ist. Die Deutsche Bundesregierung macht sich mitschuldig, wenn sie jetzt nicht aktiv wird und Patente auf Leben in Europa stoppt."
Monsanto könnte in Zukunft nicht nur Bauern, sondern auch Bäckereien, Konditoreien und Supermärkte verklagen, wenn sie Kekse oder Kuchen aus patentiertem Weizen herstellen oder verkaufen. Greenpeace wird in den kommenden Wochen einen Einspruch gegen das Patent vorbereiten.
Das Europäische Patentamt in München erteilt Patente auf Gene und Lebewesen aufgrund einer EU-Richtlinie, die 1998 verabschiedet wurde und in der EU heftig umstritten ist. Die Ablehnung gegenüber der Richtlinie wurde im Mai auch in einer repräsentativen europaweiten Umfrage bestätigt, die im Auftrag von Geenpeace durchgeführt wurde: Nur drei Prozent aller 4559 befragten Personen aus 15 Ländern sprachen sich dafür aus, dass weiterhin Patente auf Gene und Lebewesen erteilt werden.
Die Deutsche Bundesregierung drängt seit Jahren auf eine Umsetzung der Richtlinie, gegen den Rat der maßgeblichen Experten des Bundestages. Nach Recherchen von Greenpeace will das Bundeskabinett bereits am 25. Juni einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschieden, der Patente auf Leben endgültig legitimieren würde.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktive protestieren bundesweit in 28 Städten gegen klimaschädliche Fleischproduktion bei Edeka
Mit A1-formatigen Fotoschildern mit der Aufschrift “Tatort Edeka-Stall” protestieren Greenpeace-Aktive an diesem Samstag deutschlandweit vor 28 Edeka-Filialen gegen Tierleid und klimaschädliche Fle...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort
Insgesamt 35 Greenpeace-Aktivist:innen kennzeichnen heute das Edeka-Fleischwerk “Nordfrische Center” in Lüttow-Valluhn als Tatort.
Greenpeace-Recherche: Fleischwerke von Edeka, Rewe und Kaufland verursachen 10 Millionen Tonnen CO2
Wie Edeka, Rewe und Kaufland ihre Klima- und Tierwohlversprechen brechen
Stellungnahme zur Stoffstrombilanzverordnung
Christiane Huxdorff warnt davor, dass eine verursachergerechte Kontrolle der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Überdüngung unmöglich wird.
Greenpeace-Recherche zu antibiotikaresistenten Keimen: Mehr als jedes dritte Supermarkt-Fleischprodukt belastet
Bakterien mit Resistenzen gegen Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten wurden in zwölf von 31 Schweinefleisch-Proben (39 Prozent) nachgewiesen, sowie in sechs von zwölf Hähnchenfleisc...