München, 24.04.2009 - Trotz zunehmender Proteste erteilt das Europäische Patentamt (EPA) in München weiter Eigentumsrechte an Lebensmitteln, Pflanzen und Saatgut aus konventioneller Zucht. Dies geht aus einem Report hervor, den Greenpeace, Kein Patent auf Leben!, die Erklärung von Bern, Swissaid, der Development Fund und Misereor heute im schweizerischen Luzern vorstellen. In den 500 von der Organisation Kein Patent auf Leben! recherchierten Patent-Anträgen und etwa 70 erteilten Patenten werden neben Mais und Salat auch Bäume, Babynahrung und Bier beansprucht. Die beteiligten Organisationen fordern, dass die Patentflut mit klaren politischen Vorgaben gestoppt wird. Erst vergangene Woche hatten Greenpeace und Misereor Einspruch am EPA gegen die Zucht von Schweinen eingelegt.
"Einige Agrarkonzerne wollen weitreichende Monopole auf die menschliche Ernährung", sagt Christoph Then, Berater von Greenpeace und einer der Autoren des Reports. "So kontrollieren inzwischen nur zehn Konzerne zwei Drittel des globalen Saatgutmarktes. Diese Patente sind ein Diebstahl an der züchterischen Leistung von Landwirten. Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen, die Patente auf Saatgut und Nutztiere verbieten."
Der Report Saatgut und Lebensmittel: Zunehmende Monopolisierung durch Patente und Marktkonzentration gibt einen umfassenden Überblick über das Ausmaß der Patentierung von Saatgut, Pflanzen und Lebensmitteln in Europa. Während Patentanmeldungen auf gentechnisch veränderte Pflanzen in den letzten Jahren rückläufig sind, boomen jetzt die Patentanträge auf Pflanzen aus konventioneller Zucht. Sollte diese Praxis in einem bevorstehenden Entscheid der Großen Beschwerdekammer des EPA gestützt werden, muss mit einer massiven Behinderung der künftigen Zuchtarbeit und mit größerer Abhängigkeit der Bauern gerechnet werden.
"Derartige Patente verteuern Lebensmittel und können eine neue Ursache für weltweite Nahrungsmittelkrisen werden", sagt Tina Goethe von Swissaid. "Sie betreffen Landwirte und Verbraucher in den Industrieländern genauso wie die Menschen in den Entwicklungsländern."
Die Verbände haben zur Durchsetzung ihrer Forderungen ein weltweites Bündnis gegründet, dem über 50 landwirtschaftliche Verbände angehören (www.no-patents-on-seeds.org). Auch in der Politik steht eine Reform der Patentgesetze wieder auf der Tagesordnung. Die Landesregierungen von Hessen und Bayern haben bereits erklärt, dass sie ein Verbot der Patentierung von Pflanzen und Tieren unterstützen wollen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Protest gegen Edeka-Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung mit prominenter Unterstützung durch Bianca Heinicke
Greenpeace-Aktive protestieren in Köln gegen das Billigfleisch-System
Greenpeace: ”Ihr Job, Herr Minister: Tierquälerei und Klimakrise bekämpfen”
Greenpeace wurde Foto- und Filmmaterial aus zehn Schweinemastställen der Haltungsform 2 in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zugespielt. Die dokumentierten Zustände in den S...
Greenpeace: Werbeaktionen für Fleisch nehmen deutlich zu
Korrektur: Uns ist ein Fehler unterlaufen: In der PM vom 7. Mai 2025 um 6 Uhr haben wir geschrieben, dass die Zahl der Werbeaktionen für Billigfleisch aus den schlechtesten Haltungsformen um 22 Pro...
Greenpeace: Werbeaktionen für Billigfleisch nehmen deutlich zu
Die führenden Supermarktketten in Deutschland handeln entgegen ihrem Versprechen zum Schutz von Umwelt, Klima und Tieren. Die Zahl der Werbeaktionen für Billigfleisch aus den schlechtesten Haltungs...
Stellungnahme zu den Aussagen des designierten Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer (CSU) zu Fleischpreisen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace, findet es an der Zeit, eine unbequeme Wahrheit ans Licht zu bringen. Billiges Fleisch ist eine teure Illusion – wir zahlen den wahren Preis mi...