Greenpeace fordert sofortiges Verbot aller radioaktiven Einleitungen und ökologische Kriterien für Offshore-Wind
Hamburg/Bremen, 24. 6. 2003 –Die Nordsee wird immer mehr zur Atommüllkippe Europas. Davor hat Greenpeace heute in Bremen auf der Konferenz der Oslo-Paris-Kommission (OSPAR) zum Schutz von Nordsee und Nordostatlantik gewarnt. Die jährlichen radioaktiven Einleitungen aus der Wiederaufarbeitung steigen seit Jahren – obwohl sie laut einem OSPAR-Beschluss von 1998 sinken sollen. Der Anstieg ist vor allem auf die Einleitung des radioaktiven Stoffes Technetium 99 aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield zurückzuführen. Greenpeace fordert von der OSPAR ein sofortiges Verbot aller radioaktiven Einleitungen.
Um die zu erwartende Kritik auf der OSPAR abzuwiegeln, hat Großbritannien im Vorfeld der Konferenz ein neunmonatiges Moratorium für Technetium 99 ins Gespräch gebracht. “Eine Pause von neun Monaten ist ein Witz bei einem Stoff mit einer Halbwertzeit von 200.000 Jahren”, sagt Susanne Ochse, Atomexpertin von Greenpeace. “Das Moratorium ist nur dann sinnvoll, wenn ihm der Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung folgt.” Neben Sellafield verseuchen auch die radioaktiven Abfälle der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague die See. Der Atommüll aus beiden Anlagen verteilt sich bis in die Deutsche Bucht.
Greenpeace erwartet von der OSPAR-Konferenz zudem, die politischen Weichen für die boomende Offshore-Windenergie in der Nordsee zu stellen. “Die Konferenz muss dringend einheitliche ökologische Kriterien für Windparks festlegen”, sagt Greenpeace-Energieexperte Sven Teske. “Wir brauchen mehr erneuerbare Energien und dafür brauchen die Investoren endlich Planungssicherheit.”
Zugleich muss nach Ansicht von Greenpeace sichergestellt werden, dass die Windparks die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Dazu machte der größte geplante deutsche Windpark Butendiek (vor Sylt) heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Greenpeace ein neues Angebot: Die Umweltverbände sollen an der Planung der Bauarbeiten für den Windpark beteiligt werden. Auch die Begleituntersuchungen der Auswirkungen des Parks auf die Umwelt steht den Verbänden offen. Butendiek-Vertreter Wolfgang Paulsen kündigte zudem zusätzliche Schutzmaßnahmen für den Windpark an wie Lärmminderung während der Rammarbeiten.
Dass ein umweltverträglicher Windpark möglich ist, zeigen die ersten Untersuchungsergebnisse des weltweit größten Windparks Horns Rev in der dänischen Nordsee: Danach sind Robben, Schweinswale und Vögel zwar durch den Lärm der Bauarbeiten kurzfristig vertrieben worden. Bereits kurz nach Abschluss der Arbeiten sind die Tiere aber in etwa gleicher Anzahl zurückgekehrt. Greenpeace hält es für unverzichtbar, in Butendiek Störungen durch Bauarbeiten umfassend zu verringern.
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