Gorleben, 26.08.2011 - Greenpeace-Aktivisten protestieren seit heute Mittag mit einer 2,50 mal sechs Meter großen Attrappe eines Castorbehälters auf einem LKW-Auflieger vor dem Zwischenlager in Gorleben. Auf einem Banner fordern sie, dass Kein weiterer Castor nach Gorleben rollen darf. Gestern war bekannt geworden, dass bei Strahlenmessungen am Zaun des Zwischenlagers deutlich gestiegene Radioaktivität festgestellt wurde. Die unabhängige Umweltschutzorganisation fordert die niedersächsische Landesregierung auf, den für diesen Herbst geplanten Castor-Transport abzusagen und auch künftig keinen weiteren Castor mit hochradioaktivem Atommüll nach Gorleben rollen zu lassen.
'Die gestiegene Strahlung am Zwischenlager bekräftigt unsere Forderung, die Castor-Transporte nach Gorleben umgehend zu stoppen und künftig in das grenznahe Zwischenlager am AKW Philippsburg umzuleiten', sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. 'Die niedersächsische Landesregierung muss jetzt mit offenen Karten spielen. Sie darf keine Tricks und Täuschungen versuchen wie ein Umlagern der hochgefährlichen Castoren oder Abschirmversuche mit Leerbehältern.'
Im Gorlebener Zwischenlager stehen derzeit 102 Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll. Das Lager ist vom niedersächsichen Umweltministerium für 420 Castoren genehmigt, derzeit also nicht einmal zu einem Viertel belegt. Dennoch könnte der für die permanent austretende Radioaktivität festgelegte Grenzwert von 0,3 Millisievert in diesem Jahr überschritten werden. Die letzten beiden Castor-Transporte strahlten deutlich stärker als die vorhergehenden, sagt Heinz Smital. Ein einzelner Behälter enthält so viel radioaktives Inventar, wie bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl insgesamt freigesetzt worden ist. Die Ursache: Aus wirtschaftlichen Gründen werden die Brennelemente in den AKW zunehmend länger abgebrannt. Dieses führt zu erhöhter Radioaktivität des Atommülls.
Nach Ansicht von Greenpeace ist jeder weitere Castor-Transport nach Gorleben auch eine Vorfestlegung auf ein dortiges Endlager. Lagerkapazitäten an süddeutschen Zwischenlagerstandorten wurden durch den Atomausstieg frei. Der Standort am AKW Philippsburg in Baden-Württemberg ist das nächstgelege Zwischenlager an der deutsch-französischen Grenze und verfügt über einen Schienenanschluss bis in das Gelände hinein. Der Transport dorthin wäre deutlich sicherer. Für eine Einlagerung am Standort Philippsburg müsste die bestehende Genehmigung auf den Castor HAW 28 M erweitert werden, so wie auch die Genehmigung des Zwischenlagers Gorleben mit der 4. Änderungsgenehmigung vom 29. Januar 2010 erweitert worden ist.
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