Hamburg, 29.05.2009 - Adidas, Reebok, Nike, Clarks, Geox und Timberland profitieren von günstigem Leder aus brasilianischen Regionen, in denen für die Rinderzucht der Urwald zerstört wird. Das ist das Ergebnis eines Reports, den Greenpeace zum heutigen Beginn der Bonner UN-Klimaverhandlungen veröffentlicht. Rund 80 Prozent der abgeholzten Urwaldfläche wird im Amazonasgebiet als Weideland für die Rinderzucht verwendet. Während das Rindfleisch überwiegend in Südamerika konsumiert wird, wird das Leder nach China, Italien und Vietnam exportiert. Dort lassen die Schuhfirmen auch für den europäischen Markt produzieren.
"Wer den Urwald in Brasilien zerstört, schädigt weltweit das Klima. Wir Europäer müssen uns die globalen Auswirkungen unseres Konsums bewusst machen", sagt Tobias Riedl, Urwaldexperte von Greenpeace. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern sind in den Wäldern des Amazonasgebietes 80 bis 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Die Zerstörung des Waldes würde dem circa 400-fachen CO2-Jahresausstoß von Deutschland entsprechen. "Die Schuhfirmen nehmen billigend in Kauf, dass ihre Produkte aus Urwaldzerstörung stammen. Wer so handelt gefährdet das Klima und seinen Ruf. Die Firmen müssen für den Konsumenten nachvollziehbar sicherstellen, dass sie nicht zur Urwaldzerstörung beitragen."
Die Rinderzucht in Brasilien wächst rasant. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der brasilianische Rindfleischexport versechsfacht. Ermöglicht wird dieses Wachstum durch die geringen Kosten für Weideland, das durch das Abholzen des klimaschützenden Urwaldes gewonnen wird. Schon jetzt ist Brasilien der viertgrößte Klimaverschmutzer der Welt. Rund 75 Prozent der brasilianischen Treibhausgasemissionen stammen aus der Zerstörung der Wälder. Bis Juli 2008 wurden bereits 74 Millionen Hektar des Regenwaldes komplett vernichtet, dies entspricht knapp 20 Prozent der ursprünglichen Fläche - die doppelte Fläche Deutschlands.
Greenpeace fordert die Industrieländer auf, einen internationalen Urwaldfonds einzurichten, der Tropenwaldländern wie Brasilien Geld für den Schutz Ihrer Wälder und des Klimas zahlt. Insgesamt müssen Industrieländer 110 Milliarden Euro jährlich für den Kampf gegen den Klimawandel bereitstellen. Für Deutschland bedeutet dies einen Anteil von sieben Milliarden Euro.
In Bonn beginnt heute die zweite Runde der UN-Vorverhandungen für die Weltklimakonferenz, auf der im Dezember in Kopenhagen Lösungen gegen den Klimawandel beschlossen werden sollen. Erstmals diskutieren die Delegierten derzeit in Bonn einen konkreten Vertragstext für ein neues Klimaabkommen.
Die Rinderzucht ist mit Abstand der größte Regenwaldvernichter im brasilianischen Teil Amazoniens. Einige riesige Unternehmen sind dabei ausschlaggebend: sie betreiben Schlachthäuser und Gerbereies innmitten des Regenwaldes.
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