Hamburg / Sao Paulo, 06.03.2008 - Ein von Greenpeace heute in Sao Paulo/Brasilien veröffentlichter Report belegt, dass die brasilianische Regierung im Urwaldschutz versagt hat. Der von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva im März 2004 vorgestellte "Aktionsplan zum Kampf gegen die Entwaldung am Amazonas" wurde zu fast 70 Prozent nicht umgesetzt. Abholzung und Brandrodung haben dagegen zugenommen: Allein in der zweiten Jahreshälfte 2007 wurden im Amazonasgebiet knapp 7000 Quadratkilometer Urwald vernichtet, die achtfache Fläche Berlins. Die Gebiete wurden für die Landwirtschaft, vor allem den Sojaanbau, und die Viehzucht gerodet.
"Lulas Scheitern ist verhängnisvoll für den Amazonas", sagt Martin Kaiser, Waldexperte von Greenpeace. "Die ambitionierten Pläne können derzeit diese Schatzkammer der Artenvielfalt nicht retten. Die Widerstände sind groß, denn die Zerstörung des Urwaldes ist hoch profitabel. Lula hat die Aufgabe unterschätzt, er muss wesentlich mehr tun, um den Urwald zu schützen."
Greenpeace fordert neben verstärkten Anstrengungen in Brasilien auch finanzielles Engagement von Deutschland und anderen Industrieländern. Das Ziel ist es, nicht die Zerstörung, sondern den Schutz des Urwaldes rentabel zu machen. Zum nächsten UN-Urwaldgipfel (Convention on Biological Diversity, CBD) im Mai in Bonn sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel zwei Milliarden Euro pro Jahr zur Einrichtung von Schutzgebieten zur Verfügung stellen. Das wäre auch im Interesse der Industrieländer: Ein Fünftel der weltweit freigesetzten Treibhausgase entstehen durch Waldzerstörung. "Urwaldschutz ist Klimaschutz", erklärt Kaiser. Wenn die Zerstörung weitergeht, müssen auch die Menschen in den Industrieländern mit dem Klimawandel die Konsequenzen der Urwaldvernichtung tragen.
Die brasilianische Regierung kann bereits jetzt ihre Anstrengungen erhöhen. Der Greenpeace-Report zeigt, dass von 32 geplanten strategischen Maßnahmen nur 10 umgesetzt wurden oder kurz vor der Umsetzung stehen, darunter ein satellitengestütztes System zur Überwachung des Waldes. Nur teilweise realisiert wurden elf der angekündigten Maßnahmen. Weitere elf Ansätze unterblieben völlig. Hierzu zählen vor allem Maßnahmen für eine angepasste nachhaltige Entwicklung für die Amazonasregion.
Das im Jahr 2006 von Greenpeace erreichte Sojamoratorium im Amazonasgebiet wird eingehalten - trotz der in den vergangenen zwölf Monaten um über 70 Prozent gestiegenen Sojapreise. Diese Preisentwicklung wäre eigentlich Anlass für viele Grundbesitzer, weitere Urwaldflächen für Ackerland zu zerstören. Doch durch das Moratorium nahmen die Anbauflächen von Soja in den vergangenen zwei Jahren ab. Eine neue Greenpeace-Recherche zeigt, dass es zwar neue Entwaldungen auch innerhalb von Sojafarmen gibt, auf diesen Flächen aber keine Soja angebaut wird.
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