Greenpeace kritisiert Biodiesel-Lobby

Nachhaltigkeitsgarantie für Biodiesel aus Soja ist unseriös

Hamburg, 03.04.2008 - In einem offenen Brief an den Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie VDB kritisiert Greenpeace die gestern abgegebene Garantie des Lobbyverbandes, nur nachhaltig produzierten Biodiesel aus Soja zu verwenden, als unseriös. Die vom Verband genannten Zahlen zum Import beziehen sich nur auf Sojabohnen und Sojaöl. Sojamethylester, der in Deutschland dem Diesel zugesetzt wird, berücksichtigt der VDB nicht. Greenpeace hatte gestern die Ergebnisse eines bundesweiten Tests von Diesel der drei großen Mineralölkonzerne veröffentlicht. Hiernach werden rund 20 Prozent des beigemischten Pflanzen-Diesels aus Sojaöl gewonnen. Das Soja dafür wird vor allem in Südamerika angebaut. Für die neuen Plantagen werden zum Beispiel in Argentinien große Urwaldgebiete gerodet.

"Rodungen von Urwald sind weder nachhaltig noch ökologisch vertretbar", sagt Alexander Hissting, Agrarexperte von Greenpeace. "Eine Garantie abzugeben, dass Soja für deutschen Biodiesel nachhaltig hergestellt wird, ist hochgradig unseriös. Der Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie kann diese Behauptung nicht belegen. In Deutschland kann zurzeit kein Händler, kein Mineralölkonzern und kein Verband genau wissen, woher der zugesetzte Sojamethylester wirklich stammt."

Der in Deutschland eingesetzte Sojamethylester kann in großen Mengen aus argentinischen Regenwaldgebieten stammen. Argentinien ist weltweit einer der bedeutendsten Sojaproduzenten. Der überwiegende Teil des argentinischen Soja-Biodiesels wird über die USA exportiert, wo er zu amerikanischem Biodiesel umdeklariert wird. Grund für dieses umstrittene Dreiecksgeschäft mit Soja-Diesel ist eine Gesetzeslücke bei der Vergabe von Agrarsubventionen in den USA. Zur Förderung des Einsatzes von Biosprit zahlt die amerikanische Regierung nach dem System des blender credit pro Gallone Biodiesel (3,79 Liter) einen Dollar. Händler importieren deshalb argentinisches Sojaöl, versetzen es mit einem Prozent Mineralöl, kassieren die Subvention und exportieren es als sogenannten B99-Biodiesel nach Europa. Im Jahr 2007 erreichten so rund eine Million Tonnen dieses Biodiesels Europa. Rund 30 Prozent des europäischen Biodiesels wurden in Deutschland verbraucht.

Im Fall von Brasilien nennt der VDB als Beleg für eine nachhaltige Sojaproduktion ein Moratorium, das am 24. Juli 2006 für zwei Jahre geschlossen wurde. Laut Moratorium soll kein Soja verwendet werden, für das in Brasilien Regenwald zerstört wurde. "Die Äcker, auf denen das Soja für Biodiesel angebaut wird, können aber sehr wohl ehemalige Urwaldflächen sein", erläutert Alexander Hissting. "Alle Flächen, die vor Juli 2006 gerodet wurden, werden von dem Moratorium nicht erfasst." Das Moratorium schützt die Regenwaldflächen bisher auch nicht dauerhaft, da die Verlängerung noch nicht gesichert ist. Auf Grund der hohen Weltmarktpreise für Soja und in der Erwartung, dass das Moratorium bald ausläuft, haben viele Farmer schon jetzt neue Regenwaldflächen in Amazonien abgeholzt, um dort in der nächsten Anbauperiode ab November Soja anzubauen.

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