Wirtschaftsminister Clement soll morgen bei Berliner Energiegipfel Weichen für erneuerbare Energien stellen
Essen, 17. September 2003 – Einen Tag vor dem zweiten Energiegipfel zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen protestieren heute Vormittag 25 Greenpeace-Aktivisten an der Hauptzentrale des größten deutschen Kohle-Stromkonzerns RWE in Essen. Die Umweltschützer schütten einen großen Kohlehaufen vor die Eingangshalle des Konzerns. Kletterer befestigen an der Fassade ein sechs mal neun Meter großes Banner: "RWE und Clement: Raus aus der Kohle! Energiewende jetzt!" Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und Vertreter der vier großen Stromkonzerne RWE, E.ON, Vattenfall Europe und EnBW treffen sich morgen Abend in Berlin mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Die Konzerne wollen Garantien, dass sie auch in den kommenden Jahrzehnten Kohlekraftwerke betreiben können. Greenpeace fordert stattdessen eine Weichenstellung für erneuerbare Energien und Klimaschutz.
“RWE will mit seinen Kohlekraftwerken Deutschlands Zukunft verheizen und Clement macht sich zu ihrem Handlanger”, sagt Greenpeace Energieexperte Sven Teske. “Wenn die Bundesregierung morgen Garantien für neue Kohlekraftwerke gibt, dann sind das Garantien für Klimachaos, für Hochwasser, Dürren und Unwetter. Nachfolgende Generationen werden RWE und Clement dafür verfluchen.”
Deutschland steht an einem historischen Wendepunkt der Energiepolitik: Rund die Hälfte aller Kraftwerke muss in den nächsten 20 Jahren aus Altersgründen und wegen des Atomausstieges ersetzt werden. In den Berliner Verhandlungen entscheidet sich, ob dafür neue Kohlekraftwerke gebaut werden, die erneut 40 Jahre laufen und das Klima schädigen – oder ob die Chance genutzt wird für einen massiven Einstieg in die erneuerbaren Energien.
Die Bundesregierung hat es in der Hand: Denn künftig braucht jeder Konzern für die Menge Kohlendioxid, die er freisetzt, eine staatliche Genehmigung, ein so genanntes Emissionszertifikat. RWE gehört jedes dritte Kraftwerk in Deutschland, der Konzern ist für den Ausstoß von über 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich verantwortlich. Wenn die Bundesregierung jetzt RWE per Emissionszertifikat gestattet, weiterhin so viel Kohlendioxid freizusetzen, wird Deutschland seine internationale Verpflichtung nicht erfüllen können: den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2012 um 21 Prozent zu verringern.
Greenpeace fordert von Politik und Stromkonzernen, keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen und die deutsche Energieversorgung langfristig klimafreundlich umzubauen. Technisch möglich wäre bis zum Jahr 2050 ein Energiemix aus zwei Dritteln erneuerbarer Energien und einem Drittel effizienter Gaskraftwerke.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace zum Baubeginn am Gas-Bohrplatz im oberbayerischen Reichling
Im oberbayerischen Reichling haben die Arbeiten zur Herrichtung des Bohrplatzes begonnen. Dort soll Anfang 2025 nach Gas gebohrt werden - direkt neben einem Schutzgebiet für seltene Tiere und Pflan...
Greenpeace zum brennenden Küstentankschiff „Annika” in der Ostsee
Auf dem 73 Meter langen Öltanker "Annika" vor Kühlungsborn ist ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen. Löscheinsatz in vollem Gange. Große Sorge um die Umwelt.
Greenpeace zur Ablehnung der Förderabgabe im bayerischen Landtag
Der Bayerische Landtag hat eine Förderabgabe auf Erdgas abgelehnt. Damit bleibt Bayern das einzige Bundesland, das keine Förderabgabe auf fossiles Gas erhebt. "Ein schwarzer Tag für Umwelt und Natu...
Greenpeace-Stellungnahme zu erster Lesung CO2-Speichergesetz im Bundestag
Ein offener Brief der Umweltverbände kritisiert das Vorhaben der Bundesregierung scharf, CO2-Endlager in der Nordsee zu schaffen.
Greenpeace-Report “Irrweg CCS”: Verpressen von CO2 ist teuer, riskant und kaum umsetzbar
Kohlendioxid abzuscheiden und im Boden zu verpressen, kann der deutschen Wirtschaft nicht zur Klimaneutralität verhelfen. Zu diesem Schluss kommt der Report “Irrweg CCS”, den das Forschungsbüro Ene...