Hamburg, 15.04.2008 - Anlässlich der letzten Runde der Hamburger Koalitionsverhandlungen fordern 30 Greenpeace-Aktivisten vor dem Tagungshotel seit Dienstagmittag das endgültige Aus für das geplante Kohlekraftwerk Moorburg. Die Umweltschützer haben ein Modell des Kohlekraftwerks in eine Mülltonne geworfen. "Das Klima kennt keine Kompromisse", steht auf einem Transparent. Greenpeace fordert die Parteispitzen auf, sich nicht von Vattenfalls Schadensersatzforderungen beeinflussen zu lassen und eine Ausschreibung für ein hocheffizientes Gaskraftwerk mit Kraftwärmekopplung zu starten.
"Hamburg kann die Energieversorgung seiner Bürger und der Industrie sichern, ohne den Klimakiller Kohle. Das geht mit einem hocheffizientem Gaskraftwerk", sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. "Eine Stadt wie Hamburg muss Signale für die Zukunft setzen, vor allem bei der Erzeugung von Energie."
Während der Energieträger Kohle 750 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilowattstunde Strom erzeugt, sind es beim Gas nur 365 Gramm. Daran würde auch der Kompromissvorschlag des Energiekonzerns Vattenfall nichts ändern, das Kraftwerk in Moorburg nach seinem Bau mit halber Kraft laufen zu lassen. Vattenfall will das Kraftwerk erst dann voll ausnutzen, wenn eine Filtertechnik für CO2 zur Verfügung steht. "Vattenfalls Vorstoß ist ein ganz fauler Kompromiss. Die GAL darf diese Kröte auf keinen Fall schlucken."
Auch die Ankündigung Vattenfalls, ab dem Jahr 2018 das Kohlekraftwerk mit einer Technik zum Herausfiltern von CO2 nachzurüsten, kann nicht überzeugen. Die CO2-Abscheidetechnik funktioniert zur Zeit noch nicht einmal im Modellmaßstab. Auch kann niemand sagen, wohin mit dem CO2-Müll. Vattenfall ist zudem nicht bereit, dauerhaft Verantwortung für die sichere Endlagerung zu übernehmen. Smid: "Wir sollten nicht die gleichen Fehler wie beim Atommüll wiederholen. Niemand weiß bis heute, wie dieser gefährliche Dreck sicher entsorgt werden kann."
Sollte Moorburg in Betrieb gehen, können Klimaschäden in Milliardenhöhe vom Betreiber Vattenfall eingeklagt werden. Greenpeace setzt in seiner Analyse Kosten für Klimafolgeschäden in Höhe von 205 Euro pro Tonne Kohlendioxid an. Diesen Wert hat auch die Bundesregierung in einem Bewertungsverfahren zum aktuellen Bundesverkehrswegeplan angesetzt. Anteilig auf den jährlichen CO2-Ausstoß von 8,5 Millionen Tonnen und einer Laufzeit von 40 Jahren ergeben sich daraus Kosten für Schäden in Höhe von 70 Milliarden Euro.
In Deutschland sind 25 neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 23.800 Megawatt in Planung. Sie werden mit einem Jahresausstoß von 141 Millionen Tonnen CO2 die Klimaschutzziele der Bundesregierung für 2020 gefährden.
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