Hamburg, 22.04.2008 - Die Belastungen von Früh-Erdbeeren mit giftigen Pestiziden sind nach einem aktuellen Greenpeace-Test deutlich gesunken. Zwar fand das beauftragte Labor noch immer in 78 Prozent (21 der 27 Proben) der getesteten Ware aus konventionellem Anbau Rückstände von Pestiziden. Doch als "nicht empfehlenswert" beurteilt Greenpeace nur sieben Prozent (je eine Probe von Aldi und Lidl) der Test-Erdbeeren aus dem Angebot der sechs führenden deutschen Supermarktketten.
Im Jahr 2004 waren dies noch 14, 2005 immerhin 11 Prozent. Zudem wurde gegen gesetzliche Auflagen verstoßen: In einer Probe von Lidl und einer Bio-Probe der spanischen Firma Bionest wurden Grenzwerte überschritten. Als Reaktion auf die Greenpeace-Pestizid-Kampagne haben alle großen deutschen Supermarktketten zwischen 2006 und 2007 verschärfte Standards und Kontrollen für Pestizid-Rückstände eingeführt.
"Die deutschen Verbraucher bekommen endlich weniger Gift auf den Teller", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. "Nach jahrelangem Anstieg sinken die Pestizidbelastungen bei bisherigen Problemprodukten wie Trauben, Paprika und jetzt auch Erdbeeren. Händler, die immer noch zu stark belastete Ware verkaufen, müssen von den Überwachungsbehörden zur Räson gebracht werden."
Greenpeace fordert Produzenten und Handelsketten auf, möglichst rückstandsfreie Ware anzubieten. 327 besonders gefährliche Pestizide aus der Schwarzen Liste von Greenpeace sollen nicht mehr eingesetzt werden.
Bei einer Warenprobe von Lidl in Hannover wurde die Akute Referenzdosis (ARfD) überschritten - diese Beeren können für Kinder akut gesundheitsgefährdend sein. Eine von vier Proben von Bio-Erdbeeren überschritt den pauschal geltenden Bio-Höchstwert von 0,01 Milligramm pro Kilo.
Die in Hamburg verkaufte Ware hätte nicht als Bioware verkauft werden dürfen. Diese gefundene Belastung könnte auch von Verwehungen aus einem gespritzten Nachbarfeld stammen. Greenpeace fordert die Bio-Branche auf, Produktion und Rückstände strikt zu kontrollieren.
Rewe startete dieses Jahr die Vermarktung von Erdbeeren der Marke Best Alliance, die der Konzern in Kooperation mit dem Chemiekonzern BASF, der Naturschutzorganisation WWF und Vertragsbauern in Spanien produzieren lässt.
Die sechs jetzt getesteten Proben dieser Marke waren zwar geringer belastet als der Durchschnitt der Referenzware. Doch wiesen die Best Alliance-Beeren Rückstände einiger besonders gefährlicher Pestizide auf. Inzwischen sagte Rewe Greenpeace zu, die Liste der im Anbau zulässigen Pestizide zu überarbeiten.
Der Test bestätigt erneut Fehler bei der Festlegung von Grenzwerten. In einer Probe wurde zwar die ARfD überschritten, nicht aber die deutsche Höchstmenge. So kann gesundheitgefährdende Ware gesetzeskonform verkauft werden. Verantwortlich ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Greenpeace fordert vom zuständigen Minister Horst Seehofer (CSU), die Grenzwerte unverzüglich überprüfen zu lassen.
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