Gorleben, 29. 10. 2003 – Gegen den bevorstehenden Castor-Transport ins Wendland protestieren seit heute früh 100 Greenpeace-Aktivisten auf dem Gelände des geplanten Atommüll-Endlagers Gorleben. Die Umweltschützer haben einen 40 Meter hohen Förderturm auf dem Gelände erklommen und befestigten dort ein 9 mal 7 Meter großes Banner mit der Aufschrift: Erst wenn der letzte Tropfen Grundwasser verstrahlt ist, werdet ihr feststellen, dass Gorleben kein sicheres Endlager für Atommüll ist. Greenpeace fordert von der Bundesregierung, die Castor-Transporte in die Region zu beenden und den unsicheren Salzstock Gorleben als Standort für ein Atommüll-Endlager aufzugeben. Es besteht die Gefahr, dass der Atommüll dort langfristig das Grundwasser verseucht.
„Wenn die Bundesregierung im Salzstock Gorleben Atommüll lagert, begeht sie fahrlässige Körperverletzung an kommenden Generationen“, erklärt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. „Die tödlich strahlenden Abfälle können dort nicht sicher von der Umwelt abgeschirmt werden – das ist schon seit über zwanzig Jahren klar." Der radioaktive Abfallstoff Uran strahlt über vier Milliarden Jahre. Schon die Aufnahme kleinster Mengen, beispielsweise über das Trinkwasser, kann beim Menschen Krebs erzeugen.
Bislang ist der Salzstock Gorleben noch kein Endlager, sondern wird „erkundet“. 1995 wurde aber das so genannte Zwischenlager in direkter Nachbarschaft in Betrieb genommen. 32 Behälter mit Atommüll lagern dort bereits, in der Woche ab dem 10. November 2003 werden erneut zwölf Castoren aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague erwartet. „Jeder Castortransport ins Zwischenlager zementiert auch das geplante Endlager. Der Hintergedanke ist klar: Wenn der ganze Müll hier schon steht, will man ihn auch gleich hier vergraben. Dazu darf es aber nicht kommen“, erklärt Edler.
Der Salzstock Gorleben war 1977 wegen seiner Nähe zur DDR aus rein politischen Gründen vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) zum Standort für ein Atommüll-Endlager benannt worden. Bereits 1981 stellten Wissenschaftler fest, dass es über dem Salzstock keine durchgehende Tonschicht gibt, die ihn vom Grundwasser trennt. Durch Bewegungen im Salzstock könnten radioaktive Partikel nach oben gedrückt werden und das Trinkwasser erreichen.
Dennoch halten Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen bis heute am Standort Gorleben fest. Dabei geht es auch ums Geld: Die Energieversorger weigern sich, die Kosten für die Suche nach einem anderen Endlager-Standort in Deutschland zu tragen. Die Bundesregierung hat zwar neue Kriterien für ein Endlager und für die Suche erarbeiten lassen. Aber diese werden bis heute nicht umgesetzt – und währenddessen rollt Castor um Castor nach Gorleben.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206468-greenpeace-auf-forderturm-in-geplantem-endlager-gorlebenVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace
Greenpeace-Stellungnahme zum vorerst abgewendeten Konkursverfahren von Nord Stream 2
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid warnt vor den ökologischen und geopolitischen Folgen der Inbetriebnahme von Nord Stream 2
Greenpeace-Stellungnahme zu EU-Maßnahmenpaket gegen russische Energieimporte
Die Europäische Kommission will Gasimporte aus Russland bis 2027 vollständig stoppen. Heute hat sie Maßnahmen angekündigt, mit denen sie dieses Ziel erreichen will.
1200 Menschen demonstrieren in Reichling gegen Gasbohrungen in Bayern
In Reichling haben 1200 Menschen gegen Gasbohrungen in Bayern protestiert. Fridays for Future, Bund Naturschutz, Greenpeace, Protect the Planet und die örtliche Bürgerinitiative hatte zu der Kundge...
Greenpeace-Studie: Speichervolumen von CO2-Endlagern in der Nordsee stark überschätzt
Die geplanten Endlager für Kohlenstoffdioxid in der Nordsee können nicht so viel klimaschädliches CO2 aufnehmen wie von der Politik in Aussicht gestellt, so eine aktuelle Studie von Greenpeace.