Hamburg, 7. 11. 2003 – Ein Jahr nach der Havarie der Prestige fahren noch immer uralte Tanker mit nur einer Schiffshülle vor der deutschen Küste und legen in deutschen Häfen an. Greenpeace entdeckte beispielsweise allein in den vergangenen Wochen drei Uralt-Tanker: Am 29. Oktober fuhr der 26 Jahre alte Einhüllentanker Sea Splendor in den Hamburger Hafen, nachdem Greenpeace mit Schlauchbooten gegen die Einfahrt demonstriert hatte. Am 1. November hatte der 25 Jahre alte Einhüllentanker Scarlet Trader auf der Elbe vor Blankenese einen Maschinenausfall. Der 22 Jahre alte Einhüllentanker Matco Clyde fährt regelmäßig deutsche Häfen an. In diesem Jahr war das Schiff am 17. März, 3. und 13. Oktober in Wilhelmshaven und am 3. April in Brunsbüttel.
„Tanker mit nur einer Schiffshülle, die älter als 20 Jahre sind, gehören auf den Schrottplatz und nicht auf die Weltmeere“, sagt Christian Bussau, Schifffahrtsexperte von Greenpeace. „Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO muss endlich handeln und die verbliebenen 3400 Uralt-Tanker aus dem Verkehr ziehen. Das würde das Risiko einer weiteren "Prestige“-Katastrophe verringern.“ Der 26 Jahre alte Einhüllen-Tanker war vor einem Jahr vor der deutschen und dänischen Küste und durch die gefährliche Kadetrinne in der Ostsee gefahren. Am 13. November 2002 schlug die altersschwache „Prestige“ vor der spanischen Küste leck, sie sank am 19. November.
Besonders das gefährliche Seegebiet „Kadetrinne“ in der Ostsee muss besser abgesichert werden. Der Gefahren-Schwerpunkt zwischen dem deutschen Darß und der dänischen Insel Falster ist eine der am stärksten befahrenen Schifffahrtsrouten in Europa. Jährlich passieren die Kadetrinne rund 63.200 Schiffe, darunter 8.200 Tanker. Das flache und schmale Seegebiet gilt als schwieriges Fahrwasser, in dem es in den vergangenen zehn Jahren zu 22 Zwischenfällen gekommen ist. Der Tankerverkehr wird dort weiter zunehmen: Russland will die Ölexporte über die Ostseehäfen ausbauen. Jeder zweite Tanker, der 2002 mit russischem Öl die Ostsee befuhr, hatte nur einen einwandigen Rumpf, 65 Prozent davon waren über 20 Jahre alt.
Am 4. 6. 2003 beschloss das Europäische Parlament, dass Einhüllentanker, die Schweröl transportieren, keine europäische Häfen mehr anlaufen dürfen. Einhüllentankschiffe, unabhängig von der Art des transportierten Öls, dürfen nur noch bis 2010 europäische Häfen anlaufen. Diese Regelung ist ab dem 21.10.2003 in Kraft.
"Der EU-Beschluß reicht nicht aus", erklärt Bussau. "Was ist mit den Tankern, die von den russischen Häfen kommen? Der deutsche Bundesverkehrsminister muss bei der russischen Regierung erreichen, dass nur moderne Doppelhüllentanker eingesetzt werden. Die EU muss sicherstellen, dass Einhüllentanker auch weltweit so schnell wie möglich verboten werden. Wir brauchen endlich eine Lotsenpflicht in der Kadetrinne."
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Stellungnahme zum Jahrestag des Atomausstiegs in Bayern
Energie-Expertin Saskia Reinbeck von Greenpeace in Bayern zieht eine Bilanz des ersten Jahrs ohne Atomstrom und fordert von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einen zügigere...
Greenpeace-Studie: Ukraine kann Energiebedarf nur mit Wind und Sonne auf Bruchteil der Landesfläche decken
Um den gesamten Strombedarf der Ukraine alleine mit Solar- und Windenergie zu decken, benötigt das Land nur ein Hundertstel seiner dafür geeigneten Landesfläche.
Stellungnahme zum Erfolg der Klimaklage vor dem EGMR
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat bestätigt, dass mangelnder Klimaschutz Menschenrechte verletzt. Für Gianna Martini, Greenpeace-Expertin für Klima und Energie, ist da...
Greenpeace-Studie belegt: Im Jahr nach dem Atomausstieg sinken CO2-Ausstoß und Strompreise
Die Stromerzeugung in Deutschland verursacht im ersten Jahr ohne Atomstrom weniger Treibhausgase und ist günstiger sowie sicherer geworden als im Vorjahreszeitraum.
Wasserstoff nicht verheizen: Verbände appellieren an Deutschlands Bürgermeister:innen
In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen.