Hamburg, 11. 12. 2003 - Mit dem Lebensmittel-Discounter Lidl hat der erste große Discounter gegenüber Greenpeace versichert, dass auch nach Einführung der neuen Kennzeichnungsverordnung im April 2004 nur Lebensmittel ohne Gentechnik angeboten werden. Auf Nachfrage von Greenpeace gab Lidl jetzt eine entsprechende eindeutige Stellungnahme ab. Nachdem sich nun fast alle bekannten Lebensmittelhersteller auf diesen Standard festgelegt haben, wächst der Druck auf die Metro. Das Handelsunternehmen bemüht derzeit als einziges Unternehmen aktiv um die Einführung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln und will dafür sogar ein Bündnis mit der Gentechnik-Industrie eingehen.
„Wir sind sehr erfreut darüber, dass sich Lidl hier so klar auf Seiten der Verbraucher positioniert hat“ kommentiert Alexander Hissting, Gentechnik-Experte von Greenpeace. „Gen-Food hat im Regal nichts zu suchen. Für die Sicherheit der Produkte kann nicht garantiert werden. Wir fordern die Metro auf, den Schmusekurs mit der Gen-Industrie jetzt zu beenden und die Gentechnik auch aus seinen TIP-Produkten zu verbannen.“
Hintergrund der Positionierung der Firma Lidl sind Umfragen, die Greenpeace derzeit bei über 450 Firmen in Deutschland macht und die sich auf Gentechnik in pflanzlichen- und tierischen Zutaten beziehen. Anfang nächsten Jahres werden die kompletten Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei geht es auch um die Fütterung von Tieren, deren Milch, Eier und Fleisch angeboten werden. Auch hier setzt die Branche zunehmend auf gentechnikfreie Ware: Auf einem Treffen von Greenpeace mit Vertretern der Futtermittelindustrie, Fleischerzeugern, der Fleischwarenindustrie und des Handels Anfang dieser Woche wurde ein gemeinsames Vorgehen beschlossen, um den Markt für gentechnikfreie Produkte auszuweiten. Nach wie vor werden in Deutschland viele Millionen Tonnen Gen-Soja an Kühe, Schweine und Legehennen verfüttert. Dagegen ist in der Geflügelmast die gentechnikfreie Fütterung schon heute Standard.
Wie wenig das Risiko gentechnisch veränderter Futtermittel wirklich kontrolliert werden kann, zeigt das jüngste Beispiel eines Landwirtes in Hessen, der seit Jahren gentechnisch veränderten Mais an seine Kühe verfüttert hatte: Die Firma Syngenta, die den Mais in Verkehr gebracht hatte, schiebt jetzt dem Landwirt den schwarzen Peter zu. „Landwirte, Lebensmittelhersteller und Verbraucher sollten sich den Fall in Hessen genau vor Augen führen: Sobald was schief geht, wird nicht aufgeklärt und informiert, sondern einfach der Landwirt als der Dumme hingestellt und jede Verantwortung abgelehnt. Greenpeace fordert, dass jetzt der fragliche Gen-Mais sofort vom Markt genommen und der Fall endlich aufgeklärt wird“, erklärt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace.
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