Berlin / Wien, 28.08.2008 - Durch die europäische Vereinheitlichung von Pestizidhöchstmengen ab dem 1. September kann legal stärker belastetes Obst und Gemüse auf den deutschen Markt gelangen. Nach einer heute veröffentlichten Studie von Greenpeace und der österreichischen Umweltorganisation GLOBAL 2000 sind fast 700 der zukünftig EU-weit geltenden Höchstmengen für Pestizide in Obst und Gemüse zu hoch. Vor allem die bei Äpfeln, Birnen, Trauben, Tomaten und Paprika zugelassenen Pestizidbelastungen sind oftmals so hoch, dass akute und chronische Gesundheitsschäden drohen, insbesondere bei Kindern.
"Die EU-Kommission mutet uns immer mehr Gift im Essen zu", sagt Ulrike Kallee, Chemieexpertin von Greenpeace. "Damit gefährdet sie die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber der Kinder. Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) muss sich sofort dafür einsetzen, dass die EU-Kommission ihre unsicheren Pestizidhöchstmengen korrigiert." Durch die Angleichung der Pestizidhöchstmengen in der EU werden die deutschen Grenzwerte durch meist weit höhere EU-Grenzwerte ersetzt.
Für die Studie wurden die 170.000 von der Kommission festgelegten Pestizidgrenzwerte nach EU-eigenen Maßstäben überprüft. Bei 570 Grenzwerten von Obst und Gemüse wird die Akute Referenzdosis (ARfD) für Kinder überschritten. Besonders betroffen sind Äpfel, Birnen und Trauben: Fast 10 Prozent der Grenzwerte für diese Sorten sind potentiell gesundheitsschädigend für Kinder. Auch langfristige Schäden sind möglich: Bei 94 EU-Grenzwerten wird die Akzeptable Tägliche Aufnahmemenge (ADI) nicht eingehalten. Beim Überschreiten der ADI sind chronische Gesundheitsschäden wie Krebs, Fortpflanzungsstörungen oder Hormonstörungen möglich. ARfD und ADI sind toxikologische Basisdaten, die verbindlich bei der Grenzwertfestlegung berücksichtigt werden müssen.
"Die EU-Kommission ignoriert ihre eigenen Sicherheitsstandards", sagt Kallee. "Das ist ein Skandal. Greenpeace empfiehlt Verbrauchern, die Pestizide im Essen vermeiden wollen, Bio-Lebensmittel zu kaufen. Bei deren Produktion dürfen chemische Pestizide nicht eingesetzt werden."
Die Greenpeace-Studie stützt auch die von der Umweltorganisationen PAN Europe vor dem Europäischen Gerichtshof eingereichte Klage gegen die EU-Kommission. Die Behörde hatte zuvor einen Antrag von PAN auf eine Überarbeitung der unsicheren Pestizidgrenzwerte abgelehnt.
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