Hamburg, 06.11.2009 - Kurz vor dem Ende der Klimavorverhandlungen in Barcelona bewertet Greenpeace das Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel als mangelhaft. Nach verschiedenen Kriterien, beispielsweise die Pläne zur Reduktion der Treibhausgase, wurde das Engagement von 12 Staatschefs analysiert, denen eine Schlüsselrolle auf der Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen zukommt. Darunter sind Barack Obama, Gordon Brown und Nicolas Sarkozy. Die Bundeskanzlerin erzielte bei der Bewertung nicht einmal die Hälfte der zu erreichenden Punkte.
"Unsere Analyse zeigt: Merkel verheizt das Klima", sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. "Die selbst ernannte Klimakanzlerin legt keine konkreten Finanzierungszusagen für internationale Klimaschutzprojekte vor und hat im Gegensatz zu anderen Regierungschefs nicht erklärt, nach Kopenhagen fahren zu wollen. Sie wird damit ihrer Führungsrolle beim Klimaschutz nicht gerecht."
Das nationale Ziel Deutschlands, 40 Prozent der Treibhausgasemissionen zu reduzieren, scheint unter den jetzigen Bedingungen nicht realisierbar. Unter anderem die Planung von bis zu 28 weiteren Kohlekraftwerken in Deutschland steht diesem Ziel entgegen. Zudem hat Merkel in Brüssel ambitionierte Bestrebungen bei den CO2-Grenzwerten im Automobilsektor verhindert.
Greenpeace bewertet in der Analyse die Bemühungen der Staatschefs, das Klimaziel des Weltklimarates der Vereinten Nationen zu erreichen. Hierzu wurden verschiedene Kriterien ausgewertet. So vergab Greenpeace beispielsweise Punkte für den Einsatz für den Waldschutz oder dafür, ob der Staatschef an der Klimakonferenz in Kopenhagen persönlich teilnimmt. Das noch kürzlich vor dem US-Parlament angekündigte Klimaziel, die kritische Schwelle von zwei Grad Temperaturerhöhung gegenüber dem vorindustriellen Niveau einzuhalten, scheint durch das mangelnde Engagement aller Staatschefs ungewiss.
"Mit Merkels fehlendem Engagement kann der Klimawandel nicht verhindert werden. Sie riskiert das Abschmelzen der Arktis, das Überleben der dortigen Tiere - wie der Eisbären - und dass Wetterextreme zunehmen. Auch trocknet der größte Urwald unserer Erde, der Amazonasurwald, unter den Folgen der Erderwärmung aus, er könnte ganz kollabieren", sagt Smid.
Greenpeace fordert von den Industriestaaten, ihre Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Hinzu muss unter anderem die Abholzung der Urwälder in Brasilien und Indonesien gestoppt werden, da hierdurch Unmengen an dem in Böden und Bäumen gespeicherten CO2 freigesetzt werden. Daneben ist eine jährliche Finanzierung von 110 Milliarden Euro für internationale Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern notwendig. "Die Vorgaben der Wissenschaftler des Weltklimarates sind klar und allen bekannt", sagt Smid. "Es fehlt allein der politische Wille, um zu einem Durchbruch zu kommen."
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