Hamburg, 02.12.2009 - Heute verhandelt das Hamburger Landgericht die Schadensersatzforderung der Sand- und Kiesabbaufirma OAM-Deme-Materialien an Greenpeace. Aktivisten hatten im Sommer 2008 große Natursteine im Sylter Außenriff versenkt, um den gesetzlich zugesicherten Schutz dort durchzusetzen. Das Sylter Außenriff ist 2004 zum Meeresschutzgebiet erklärt worden. Dennoch wird in dem Gebiet Grundschleppnetzfischerei betrieben und der Meeresboden zerstört. Erst durch den Einsatz der Aktivisten wurde ein Teil des Gebiets wirkungsvoll geschützt. Insgesamt wurden 320 Steine versenkt, von denen sieben in einen Bereich fielen, der von der Firma als ein Abbaugebiet beansprucht wird.
"Nicht der Umweltschutz, sondern die Zerstörer des Schutzgebietes gehören vor Gericht", sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. "Das Unternehmen OAM-Deme-Materialien schädigt mit seinem Sand- und Kiesabbau massiv das Meeresökosystem. Bei dem Abbau werden täglich im gesamten Sylter Außenriff Millionen Meeresorganismen getötet. Obwohl seit Sommer 2007 kein Sand und Kies in dem einen besagten Gebiet gefördert wurde und die Verlängerung der entsprechenden Erlaubnis bis heute nicht erfolgt ist, klagt die Firma jetzt auf Schadensersatz wegen des Versenkens von sieben Natursteinen. Das ist absurd." OAM-Deme-Mineralien mit Hauptsitz in Hamburg ist eine der größten Sand- und Kiesförderfirmen Deutschlands. Sie beliefert viele regionale Großbaustellen wie die der Elbphilharmonie.
Ein Jahr nach der Versenkung der Steine hat die Auswertung eines unabhängigen Gutachterbüros ergeben, dass die Steine die Artenvielfalt vor zerstörerischen Fischereimethoden schützen. Seenelken und Moostierchen siedeln sich an, Butterfisch und Zwergbutt wird Nahrung und Schutz geboten, Tintenfische legen hier ihren Laich ab. Im Außenriff können sich Schollen und Seezungen erholen und zukünftig außerhalb des Schutzgebietes wieder vermehrt gefangen werden. Selbst die Bundesregierung hat am 26.6.2009 nach umfassender fachlicher Prüfung festgestellt, dass durch die versenkten Steine kein Umweltschaden verursacht wurde.
Das Sylter Außenriff ist eines der seltenen Steinriffe in der Nordsee. Obwohl das 5300 Quadratkilometer große Gebiet vor Sylt und Amrum schon vor fünf Jahren als europäisches Meeresschutzgebiet ausgewiesen wurde, darf dort der Meeresboden abgetragen werden. Bis heute hat die Bundesregierung keine Maßnahmen ergriffen, um das als Natura-2000-Schutzgebiet gemeldete Sylter Außenriff zu sichern. Die Greenpeace-Schutzmaßnahme wurde als illegal bezeichnet und verboten. Die schwedische Regierung erkennt hingegen den Nutzen von Natursteinen zum Schutz des Meeres an. Mit Billigung der schwedischen Regierung hat Greenpeace schwedischen Küstengewässern im August dieses Jahres über 100 Steine versenkt, um sie vor der zerstörerischen Fischerei zu schützen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace zum Abschluss der Konferenz der Internationalen Walfangkommission
Konferenz der Internationalen Walfangkommission in Peru geht mit einem Teilerfolg zu Ende: Zum ersten Mal seit 23 Jahren verabschiedet sie wieder eine Resolution, die das Moratorium gegen den komme...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Auf Schlauchbooten haben die Umw...
Greenpeace-Recherche deckt auf: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern gefährden deutsche Ostseeküste
Russische Ölexporte mit maroden Schiffen der sogenannten Schattenflotte stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Risiko einer Ölkatastrophe vor der deutschen Küste ist seit Beginn des...
Arktis unter Druck: Greenpeace-Bericht warnt vor verheerenden Folgen des geplanten Tiefseebergbaus
Von den kleinsten Organismen bis hin zu Walen – Norwegens geplanter Tiefseebergbau in der Arktis könnte die empfindliche Meeresumwelt unwiederbringlich schädigen. Davor warnt ein neuer Greenpeace-B...
Greenpeace-Expertin bei Treffen der Walfangkommission in Peru
Das kommenden Montag im peruanischen Lima beginnende zweijährliche Treffen der Internationalen Walfangkommission (IWC) bietet die Chance auf ein neues Schutzgebiet für Wale im Südatlantik.