Lauterbourg, 06.11.2010 - Zwei Greenpeace-Aktivisten haben sich heute Vormittag am deutsch-französischen Grenzübergang bei Lauterbourg an den Gleisen verankert, auf denen der Castortransport nach Gorleben rollt. Weitere Aktivisten der Umweltschutzorganisation zeigten ein Banner mit der Aufschrift Atommüll zurück ins AKW Philippsburg. Greenpeace fordert, die Castorbehälter statt nach Gorleben gemäß dem Verursacherprinzip ins grenznahe Zwischenlager am AKW Philippsburg zu bringen.
'Dieser Atommüll darf nicht nach Gorleben', sagt Andree Boehling, Atomexperte von Greenpeace. 'Mit jedem Castor, der in Gorleben eintrifft, will die Bundesregierung neue Fakten für den Standort als Endlager erzwingen. Und das, obwohl der Salzstock in Gorleben als Atommüllendlager nachweislich ungeeignet ist.' Greenpeace fordert, dass die Verursacher ihren Atommüll in den AKW-nahen Zwischenlagern aufnehmen müssen, bis eine verantwortungsvolle Lösung für ein Endlager gefunden ist.
Über die Hälfte des Atommülls aus den Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und im englischen Sellafield stammt ursprünglich aus Atomkraftwerken in den drei Bundesländern Hessen, Bayern und Baden Württemberg, nur circa 20 Prozent aus Niedersachsen. Bisher wurde der radioaktive Müll aus der Wiederaufbereitung nur in das Zwischenlager Gorleben transportiert. 91 Castorbehälter lagern dort bereits. Ein letzte Woche vorgestelltes Konzept von Greenpeace sieht vor, den anfallenden Atommüll im ersten Schritt nun auf die Zwischenlager Isar in Bayern, Philippsburg in Baden Württemberg und Biblis in Hessen zu verteilen. Im zweiten Schritt muss dann ein nationales Konzept für ein verantwortungsvolles Endlager entwickelt werden.
'Ein Endlager für Atommüll, der eine Million Jahre lang strahlt, lässt sich nicht mit Lügen, Vertuschung und Gewalt durchsetzen, sondern nur mit einem überzeugenden wissenschaftlichen und transparenten Verfahren', so Boehling. 'Es ist eine Schande für alle politischen Parteien Deutschlands, dass sie seit Beginn der Atomkraft in den 50er Jahren bis heute keine Konzeption für den Umgang mit den atomaren Hinterlassenschaften gefunden haben.'
Wie Greenpeace im April 2010 aufgedeckt hat, wurde Gorleben nicht aufgrund von geologischen Untersuchungen, sondern aus politischen Gründen als Endlagerstandort ausgewählt. Seitdem haben Geologen immer wieder auf die Untauglichkeit des Salzstocks als Endlager für Atommüll hingewiesen. Vergangene Woche hat Greenpeace zudem Untersuchungsberichte veröffentlicht, nach denen sich explosive Gasvorkommen unmittelbar im geplanten Einlagerungsbereich des Atommülls befinden.
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