Hamburg, 23.11.2010 - Thunfisch in Dosen ist häufig widerrechtlich aus verschiedenen Arten zusammengesetzt und falsch gekennzeichnet. Dies ist das Ergebnis einer Greenpeace-Untersuchung von Stichproben in zwölf Ländern. In der EU ist es verboten, mehrere Fischarten in einer Dose oder einer Charge zu mischen und falsch zu kennzeichnen. Auch der deutsche Marktführer Saupiquet, der in fast jedem Supermarkt erhältlich ist, hält sich nicht daran.
'Die Thunfischindustrie ist außer Kontrolle', sagt Meeresbiologin Iris Menn von Greenpeace. 'Es wird mit zerstörerischen Methoden im großen Stil gefischt und skrupellos vermarktet. Die Hersteller wollen das Massenprodukt Thunfisch in Dosen möglichst billig anbieten. Greenpeace fordert von der Industrie einen nachhaltigen Fischfang. Der Lebensmittelhandel kann durch Auslistung der betroffenen Produkte ein klares Signal senden. Diese Branche wird sich nur unter Druck ändern.'
Die riesigen Netze der Ringwaden ziehen mithilfe von sogenannten Fischsammlern nicht nicht nur den Echten Bonito aus dem Wasser, auf den es die Industrie abgesehen hat. Auch Großaugen- und Gelbflossen-Thunfische werden gefangen, deren Bestände überfischt sind. Da deren Jungtiere dem Echten Bonito ähneln, werden sie ebenfalls an Bord eingefroren. Auch Haie und Schildkröten landen in den Netzen. Der Grund für den hohen Anteil anderer und bedrohter Arten an dem Fang sind schwimmende Plattformen, die Fischsammler (Fish Aggregation Devices, FADs). Sie täuschen den Meerestieren Schutz vor und locken sie an, bevor sich die Netze zuziehen.
In deutschen Supermärkten fand Greenpeace in Dosen der Marken Saupiquet und La Miranda zwei Arten (Echter Bonito/Katsewonus pelamis und Kleiner Thun/ Euthynnus spp.). In der Edeka-Eigenmarke Schlemmerküche wiesen die DNA-Analysen Nördlichen Blauflossenthun nach. Diese Art ist kaum erforscht, daher ist nichts über die Größe der Bestände bekannt. Dennoch ist die Befischung nicht geregelt. Großaugenthun fand sich in der Marke Nixe von Lidl in den Niederlanden, obwohl die Verpackung Echten Bonito versprach. In Großbritannien enthielt die Dose dieser Marke neben Echtem Bonito auch Kleinen Thun. Die Proben aus Spanien und Griechenland enthielten sogar Gelbflossen- und Großaugenthunfisch.
'Der Lebensmittelhandel und die Verbraucher dürfen nicht länger zu unfreiwilligen Komplizen der zerstörerischen Thunfischindustrie gemacht werden. Ihre Fangflotten müssen vor allem den Einsatz der Fischsammler sofort stoppen. Langfristig muss sie den Fang von Thunfisch auf Angel und Leine umstellen', sagt Menn.
Greenpeace untersuchte Ware in zwölf Ländern (Australien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien, USA). Je Land wurden mindestens fünf Marken untersucht.
Die DNA-Analysen wurden vom Labor AZTI-Tecnalia nach einem patentierten Verfahren zur Bestimmung von Thunnus obesus und Thunnus albacares durchgeführt. Greenpeace lieferte die Proben, bestimmte den Versuchaufbau und nahm die Interpretation der Ergebnisse vor.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Klimakrise, Energiewende
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206190-greenpeace-deckt-skandal-bei-dosenthunfisch-aufVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Streit der Internationalen Meeresbodenbehörde über friedliche Proteste
Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann hält die Abwehrhaltung zahlreicher Länder gegenüber der Einschränkung von Protesten auf Hoher See für ein wichtiges Signal.
Greenpeace zum durchgehend heißesten Jahr für die Meere
Mit dem morgigen Donnerstag liegt die durchschnittliche Temperatur der Weltmeere seit zwölf Monaten an jedem einzelnen Tag höher als je zuvor gemessen, zeigen Daten des US-Wetterdienstes NOAA.
Greenpeace-Stellungnahme zum Einlaufen des neuen Supertrawlers Jan Maria in Bremerhaven
Heute ist der neue Supertrawler Jan Maria erstmals in seinen Heimathafen in Bremerhaven eingelaufen. Das Fabrikschiff des niederländischen Fischereikonzerns Parlevliet & van der Plas will im Nordat...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...
Aktive von Greenpeace International protestieren im Pazifik für den Schutz der Tiefsee
Gegen zerstörerischen Tiefseebergbau protestieren Umweltschützer:innen von Greenpeace International heute mit Kanus 1500 Kilometer westlich der mexikanischen Küste. Auf Bannern fordern sie “Stoppt...