Hamburg, 08.12.2010 - Die Kontrolle von Pestiziden in Lebensmitteln und Grundwasser kostet die deutschen Steuerzahler jährlich rund 17 Millionen Euro. Dies ist ein Ergebnis einer neuen Greenpeace-Studie zu den Kosten der staatlichen Pestizid-Überwachung. Die Studie zeigt erstmals detailliert auf, in welchem Umfang Verbraucher für den Einsatz von Agrargiften aufkommen müssen. Bereits mit dem Kauf von Obst und Gemüse finanzieren sie die Laborkontrollen der Produzenten und Einzelhändler. Ein zweites Mal zahlen Verbraucher für die Untersuchungen der staatlichen Lebensmittelüberwachung. Greenpeace fordert, dass allein die Hersteller von Pestiziden für Kontrollmaßnahmen zur Kasse gebeten werden.
'In anderen europäischen Ländern ist es längst üblich, dass die Pestizid-Industrie für die Überwachung und Schadens-Beseitigung ihrer Produkte aufkommt', sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. 'Warum soll der Verbraucher für den Einsatz von Chemikalien zahlen, die er nicht will und die Umwelt und Gesundheit schädigen können? Die Bundesregierung muss die Umlegung der Kosten des Pestizid-Einsatzes auf den Steuerzahler beenden.'
In Schweden, Dänemark und Norwegen werden Pestizid-Steuern erhoben. In Großbritannien gibt es seit 1989 eine Abgabe der Pestizid-Industrie. Auch in Deutschland ist eine solche Abgabe denkbar: Bereits jetzt sind alle Hersteller verpflichtet, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die verkauften Mengen ihrer Pflanzenschutzmittel und darin enthaltenen Wirkstoffe zu melden. Aus diesen Daten könnte eine Abgabe berechnet werden.
Auf Grundlage der BVL-Daten 2007 hat Greenpeace die Kosten des Pestizideinsatzes berechnet. Die rund 17 Millionen Euro ergeben sich vorrangig aus der Zulassung von Wirkstoffen und den Laboranalysen von Lebensmittel- und Grundwasserproben.
Steuergelder lassen sich vor allem sparen, indem der Einsatz von Agrar-Giften allgemein reduziert wird', sagt Santen. 'Es gibt längst effektive und umweltgerechte Anbaumethoden mit ökologischem Pflanzenschutz wie dem Einsatz von Nützlingen. Solche Methoden können mit Mitteln aus einer Pestizidabgabe gefördert werden. Dies wird auch vom Rat der Sachverständigen für Umweltfragen (SRU) gefordert.'
Seit einigen Jahren untersucht Greenpeace die Pestizidgehalte in Obst und Gemüse. 2005 erschien der erste Einkaufsratgeber Essen ohne Pestizide, der nächstes Jahr neu aufgelegt wird. Als Reaktion auf die Greenpeace-Kampagne für pestizidfreie Lebensmittel haben alle großen Supermarktketten in Deutschland eigene Pestizid-Reduktionsprogramme eingeführt. Mittlerweile werden die Höchstgehalte für einzelne Pflanzenschutzmittel meistens eingehalten - der Trend geht allerdings zu Mehrfachbelastungen mit Pestizidcocktails in einigen Obst und Gemüsesorten.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206186-pestizide-in-lebensmitteln-der-verbraucher-zahlt-zweimalVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.
Greenpeace-Stellungnahme zum heute vom BMEL vorgestellten Erntebericht 2024
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mehr Einsatz für Klimaanpassungen in der Landwirtschaft, statt erneut vor der Agrarlobby ...
Supermarkt-Check von Greenpeace: Kleine Fortschritte auf dem Weg zu Fleisch aus besserer Haltung
Die großen Lebensmittelhändler haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des ...
Greenpeace und Vier Pfoten fordern von Bundesländern sofortiges Verbot der Anbindehaltung
Vor der heutigen Abstimmung des Bundesrats demonstrieren Greenpeace und Vier Pfoten vor dem Gebäude mit zwei Meter hohen Fotowänden für ein komplettes Verbot der tierquälerischen Anbindehaltung.
Stellungnahme
Der Bundesrat hat gravierende Änderungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung am heutigen Freitag abgelehnt und sie in weiten Teilen unverändert verlängert.