Cadarache, 14.12.2010 - Nach Beobachtungen von Greenpeace-Aktivisten ist der für das Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern bestimmte Castor-Transport soeben im südfranzösischen Cadarache gestartet. Die Umweltschützer fordern, dass der Atommüll-Transport an den Zwischenlagerstandort im baden-württembergischen Philippsburg umgeleitet wird. In den vier Castor-Behältern wird auch atomwaffenfähiges Plutonium transportiert, das ursprünglich aus dem Atomforschungszentrum Karlsruhe und dem Ende der 70er Jahre ausgemusterten deutschen Atomfrachter Otto Hahn stammt. Nach Auffassung der unabhängigen Umweltorganisation Greenpeace muss die Lagerung von Atommüll nach dem Verursacherprinzip erfolgen: Die hochradioaktive Fracht darf nicht an die Ostseeküste abgeschoben werden.
'Der Karlsruher Atommüll ist in Lubmin völlig fehl am Platz', sagt Anike Peters, Sprecherin von Greenpeace. 'So lange kein sicheres Endlager existiert, muss der Müll wieder zurück in das Bundesland, in dem er produziert wurde. In Baden-Württemberg bietet sich hierfür das Zwischenlager am Atomkraftwerk Philippsburg an.'
Nach den Protesten gegen den Castor-Transport nach Gorleben hatten sich die Bundesländer Hessen und Niedersachsen offen für eine Diskussion um die Rücknahme ihres Atommülls gezeigt. In Baden-Württemberg hingegen lehnt die Landesregierung sowohl die Zwischenlagerung des dort produzierten Atommülls, als auch eine ergebnisoffene Endlagersuche in ihrem Bundesland ab.
'Bei der Produktion von Atommüll ist Baden-Württemberg vorne dabei. Doch wenn es um die Lagerung geht, schaut man gerne nach Norden', kritisiert Anike Peters. Um auch hochradioaktiven Atommüll in AKW-Zwischenlagern deponieren zu können, benötigen die Betreiber zunächst eine Genehmigung. Außerdem muss eine Kalthantierung mit den Castoren durchgeführt werden.
Die Frage der Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll ist weltweit ungelöst. Dennoch hat die Bundesregierung eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken beschlossen. Dadurch wird sich die Atommüll-Menge in Deutschland nach Greenpeace-Berechnungen verdreifachen. Der für die Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll von der Bundesregierung favorisierte Salzstock in Gorleben birgt zahlreiche geologische Risiken und ist damit völlig ungeeignet.
Peters: 'Die schwarz-gelbe Regierung muss die Erkundung von Gorleben beenden und endlich eine ergebnisoffene vergleichende Standortsuche nach internationalen wissenschaftlichen Standards beginnen. Diese Suche muss deutschlandweit stattfinden. Auch die Tonvorkommen in Baden-Württemberg sollten berücksichtigt werden.'
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungnahme zu fossilen Energieimporten aus den USA
Klimazerstörung darf keine Verhandlungsmasse in Handelskonflikten sein. Derlei weitreichende Deals brauchen demokratische Mitbestimmung und dürfen nicht hinter verschlossenen Türen vereinbart werden.
Greenpeace-Stellungnahme zu Aiwangers Forderung nach Aussetzen des Klagerechts
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert in einem Brief an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), das Verbandsklagerecht bei Infrastrukturvorhaben für drei Ja...
Greenpeace-Stellungnahme zur geplanten Übernahme von kritischer Infrastruktur durch ein US-Unternehmen
Der geplante Verkauf von kritischer Infrastruktur an ein US-Unternehmen birgt massive Risiken für den Klimaschutz und für die langfristige Energieversorgung des Landes.
Greenpeace Stellungnahme zur Pressekonferenz von Bundeskanzler Merz und Ministerpräsident Söder auf der Zugspitze
"Unter den Füßen von Friedrich Merz und Markus Söder rauscht das Schmelzwasser schneller denn je zu Tale und die beiden verlieren nicht ein Wort zur Klimakrise."
Greenpeace-Stellungnahme zum Antrag "Nein zu Nord Stream" auf dem SPD-Bundesparteitag
Für Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima- und Energiepolitik, ist eine klare Position der SPD zu russischem Gas über die Ostsee-Pipeline Nord Stream längst überfällig.