Hamburg, 19.11.2011 - 68 Prozent der Deutschen halten den diesjährigen Castortransport für unverantwortlich. Ihrer Meinung nach ist der Streit um die Strahlenmessungen am Zwischenlager in Gorleben nicht hinreichend geklärt, um der Einlagerung weiterer Castoren zuzustimmen. Dies ergab eine repräsentative Meinungsumfrage von TNS Emnid im Auftrag von Greenpeace.
Die niedersächsische Landesregierung unter Ministerpräsident David McAllister (CDU) hält trotz der Ungereimtheiten um eine mögliche Überschreitung des Strahlengrenzwertes an dem geplanten Transport fest. Voraussichtlich kommenden Donnerstag, den 24. November, soll ein Zug mit hochradioaktivem Müll den Bahnhof in Valognes (Frankreich) verlassen und ins niedersächsische Gorleben fahren.
'McAllister hätte im Sinne der niedersächsischen Bevölkerung den Castortransport absagen müssen', sagt Tobias Riedl, Atomexperte bei Greenpeace. 'Ein Jahr vor den Landtagswahlen hätte er damit beweisen können, dass für ihn die Interessen der Bevölkerung über denen der Partei und der Konzerne stehen. Nun hat er das Gegenteil demonstriert.'
TNS Emnid hatte 1002 Menschen im gesamten Bundesgebiet am 10. und 11. November folgende Frage gestellt:
'Halten Sie die Frage der Überschreitung des Strahlengrenzwertes in Gorleben für hinreichend geklärt, um einen Castortransport verantworten zu können?'
68 Prozent der Befragten antworteten mit 'Nein'. Selbst 59 Prozent der CDU-Wähler gaben an, sie hielten den Transport aufgrund unterschiedlicher Angaben zu austretender Strahlung am Zwischenlager für nicht verantwortbar.
Seit Ende August haben mehrere Behörden im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums (NMU) die Strahlendosis außerhalb der Castor-Lagerhalle gemessen. Das NMU kam in seiner anschließenden Bewertung zum Ergebnis, der Strahlengrenzwert werde in diesem Jahr nicht überschritten. Die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace deckte allerdings Fehler des NMU auf und prognostizierte für das Jahr 2011 eine Strahlendosis oberhalb des Grenzwertes von 0,3 Millisievert. Damit wäre eine weitere Einlagerung hochradioaktiven Mülls nicht zulässig. Das Umweltministerium genehmigte die Einlagerung jedoch. 'Für mehr Strahlung ist kein Platz in Gorleben. Der Grenzwert wird bis Jahresende überschritten. Jeder Transport nach Gorleben ist daher illegal' , so Riedl.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/206058-zwei-drittel-der-deutschen-lehnen-castortransport-abVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Wasserstoff nicht verheizen: Verbände appellieren an Deutschlands Bürgermeister:innen
In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen.
Stellungnahme zum neuem Instrument der Klimaschutzverträge mit Unternehmen von Robert Habeck
Damit Klimaschutzverträge einen Beitrag zur Modernisierung der Industrie in der Klimakrise leisten können, dürfen sie nur Unternehmen fördern, die CO2 gar nicht erst entstehen lassen.
Stellungnahme zur Carbon-Manangement-Strategie von Wirtschaftsminister Robert Habeck
Künftig soll CO2 in der Nordsee verpresst werden können und ein grenzüberschreitender Handel mit CO2 erlaubt werden. Das sehen die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgestellten ...
Stellungnahme zu US-Präsident Bidens Ankündigung, LNG-Projekte vorerst zu stoppen
US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, alle ausstehenden Exportgenehmigungen für Flüssiggas (LNG) auszusetzen, bis alle Projekte auf ihre Vereinbarkeit mit dem öffentlichen Interesse geprüft wurde...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...