Berlin, 16. 4. 2013 – Greenpeace deckt in einem Report auf, dass die Bundesregierung und das Land Bayern die systematische Zerstörung alter Buchenwälder vertuschen. Dies geschieht durch illegale Umgehung europarechtlicher Vorgaben. Gleichzeitig haben Greenpeace-Aktivisten heute die Mitglieder des Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) in Berlin am Pariser Platz mit einem 3,5 Meter hohen Pinocchio begrüßt, der eine 100 Zentimeter lange Lügennase trägt. Die Figur hält ein Schild in den Händen mit dem Spruch „Seit 300 Jahren verfolgen wir Nachhaltigkeit! Ehrlich! Ihre deutsche Forstwirtschaft“. Auf einem Banner ist zu lesen: „Nachhaltigkeit im Wald geht anders!“. An der Jubiläums-Veranstaltung des DFWR zu 300 Jahren Nachhaltigkeit nimmt auch Bundeskanzlerin Merkel teil. „Die Nachhaltigkeit der deutschen Forstwirtschaft ist durch die schleichende Vernichtung alter Buchenwälder nur noch ein Mythos“, sagt Martin Kaiser, Klima- und Waldexperte bei Greenpeace.
Alte Buchenwälder werden beispielsweise kahlgeschlagen und mit jungen Eichen bepflanzt. So entstehen Eichen-Monokulturen, die aber offiziell noch als Buchenwälder geführt werden. Damit wird versucht, die gängige Kahlschlagpraxis von Buchenwäldern im Bayerischen Spessart zu verbergen. Greenpeace dokumentiert dieses Vorgehen neben ähnlichen Verstößen mit aktuellen Bildern und Karten. Die Vernichtung der alten Buchenwälder verstößt gegen EU-Recht. Den kompletten Report hat Greenpeace heute der EU-Kommission vorgelegt. Er dient als weiterer Beweis im Rahmen einer EU-Beschwerde, die Greenpeace im April 2012 einreichte. „Kanzlerin Merkel muss dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung in europäischen Schutzgebieten wieder zu ihrem Recht verhelfen, damit unsere Bürgerwälder nicht länger industrialisiert und zerstört werden,“ fordert Kaiser
In ihrer Dokumentation deckt die unabhängige Umweltschutzorganisation auch auf, dass alte Buchenwälder in Industrieforste umgewandelt werden. Dies geschieht durch das Anpflanzen der nordamerikanischen Douglasie. In den Staatsforsten zahlreicher Bundesländer ist das gängige Praxis. Allen voran in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Saarland, Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein. Greenpeace deckte auf, dass sogar in Natura 2000 Schutzgebieten nicht-heimische Douglasien angepflanzt werden. Die Douglasie ist für die Forstwirtschaft sehr gewinnbringend, da sie schnell wächst.
Bereits 2007 verabschiedete das Kabinett Merkel die „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“. 2010 wurde diese vom Bundestag bestätigt. Danach sollen zehn Prozent der öffentlichen Wälder bis 2020 aus der forstlichen Nutzung genommen und damit geschützt werden. „Ohne Sofortmaßnahmen werden wir zehn Prozent der öffentlichen Wälder nicht mehr retten können“, sagt Kaiser.
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