Aschaffenburg / Hamburg, 25. 4. 2013 – Die Holzeinschläge in alten Buchenwäldern haben im Winter 2012/2013 im bayerischen Spessart bedrohliche Ausmaße angenommen. Das zeigt eine heute, am Tag des Baumes, veröffentlichte Dokumentation der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. In sieben Waldbeständen, die älter als 180 Jahre sind, wurde eingeschlagen. Damit unterlaufen die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) ihre eigene Naturschutzrichtlinie, die genau dies untersagt. Greenpeace erfasste zudem Einschläge in jüngeren Laubwaldbeständen, gefällte Biotopbäume und dicke Buchenstämme, die nach China verschifft wurden. „Die kostbaren Naturschätze im Spessart wurden durch die Holzeinschläge der BaySF im vergangenen Winter degradiert“, sagt Gesche Jürgens von Greenpeace. „Nur der monatelange, tägliche Einsatz von ehrenamtlichen Greenpeace-Aktivisten hat es möglich gemacht, dies aufzudecken.“
Drei Monate lang beobachteten insgesamt 49 ehrenamtliche Aktivisten täglich die Vorgänge in den Wäldern der BaySF-Forstbetriebe Rothenbuch und Heigenbrücken in der Nähe von Aschaffenburg. Die erfassten Daten wurden mit Hilfe von alten Forstkarten analysiert und anschließend in neuen Karten dargestellt. Die Auswertung zeigt, dass der Fortbestand der wertvollen Spessartwälder durch die starken Eingriffe gefährdet ist. Die von den BaySF vorgeschriebenen hohen Holzeinschläge führen dazu, dass auch noch sehr naturnahe Waldgebiete im Spessart unnatürlich stark aufgelichtet werden.
Durch den andauernden massiven Holzeinschlag besteht die Gefahr, dass wertvolle Naturschätze zerstört werden bevor sie geschützt werden können. Um die Waldschutzziele der Bundesregierung umzusetzen, muss der Freistaat Bayern bis 2020 zehn Prozent seiner Staatswälder aus der forstlichen Nutzung nehmen und der natürlichen Entwicklung überlassen. Dies sieht die von der Bundesregierung beschlossene „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS) vor. Greenpeace fordert daher einen befristeten Einschlagstopp für öffentliche Buchenwälder, die älter als 140 Jahre sind. Dies empfahl auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN). „Es ist dringend notwendig, dass der Holzeinschlag in den alten Wäldern solange ruht, bis die zukünftigen Schutzgebiete auf zehn Prozent der Landeswaldfläche identifiziert und rechtlich abgesichert sind. Ministerpräsident Seehofer muss die Einrichtung neuer Schutzgebiete im Spessart umgehend anweisen“, so Jürgens.
Da große Teile der Wälder im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 liegen, hat Greenpeace zur laufenden EU Beschwerde gegen die Bundesrepublik Deutschland weitere Beweise eingereicht. Eine von Greenpeace in diesem Zusammenhang initiierte unabhängige fachliche Prüfung der Zusammenlegung unterschiedlicher Waldbestände lehnte der BaySF-Vorstand ab. Greenpeace hatte einen unabhängigen Gutachter beauftragt, dieses Vorgehen zu überprüfen.
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