Hamburg/Leverkusen, 9. 8. 2002 – Sieben von zehn Landwirten in Deutschland sind gegen Gentechnik auf dem Acker. Dies belegt eine neue repräsentative Umfrage der Wickert Institute (Hildesheim) im Auftrag von Greenpeace. Demnach wollen 70 Prozent der Bauern kein genmanipuliertes Saatgut anbauen und 72 Prozent kein Gen-Futter für ihre Tiere kaufen. Ebenso viele Bauern wollen informiert werden, wenn benachbarte Landwirte Gen-Pflanzen anbauen.
Keine Gen-Pflanzen auf den Acker fordern daher Greenpeace-Aktivisten zusammen mit Bauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) heute morgen in einer Protestaktion vor der Zentrale von Bayer in Leverkusen. Die Landwirte werfen dem Gentechnik-Konzern vor, dass sich seine Gen-Pflanzen unkontrolliert ausbreiten.
Die Umfrage ist eindeutig. Die große Mehrheit der deutschen Bauern will die Gentechnik weder auf dem Acker noch im Futtertrog, sagt Ulrike Brendel, Gentechnik-Sprecherin von Greenpeace. An dem Protest beteiligen sich auch Öko-Farmer aus Kanada, deren Existenz von der unkontrollierten Ausbreitung der Gen-Pflanzen auf ihre Felder und von verunreinigtem Saatgut besonders bedroht ist.
Von 12. 6. bis 4. 7. 2002 befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut 1031 Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet nach ihrer Einstellung zur Gentechnik in der Landwirtschaft. Die Ablehnung der Gentechnik bei deutschen Landwirten bleibt unverändert hoch: Bereits vor fünf Jahren wollten laut einer Emnid-Umfrage 70 Prozent der deutschen Landwirte kein Gen-Saatgut anbauen. Dennoch wollen Gentech-Konzerne wie Bayer den Bauern und Verbrauchern die Gen-Pflanzen unterjubeln, erklärt Brendel.
Welchen Schaden die unkontrollierte Ausbreitung der Gen-Saat anrichtet, lässt sich in Kanada verfolgen: Dort wachsen bereits auf über der Hälfte aller Raps-Felder Gen-Pflanzen, die sich über Pollenflug ausbreiten. Die Öko-Farmer können nicht mehr garantieren, dass ihr Raps frei ist von Gentechnik. Da sie ihn so nicht mehr als Öko-Ware verkaufen können, waren sie genötigt, den Anbau aufzugeben. Die Farmer aus dem kanadischen Bundesstaat Saskatchewan, mit denen Greenpeace heute morgen eine fast fünf Meter hohe Anklagebank vor dem Bayer-Gebäude aufgebaut hat, haben Bayer/Aventis und Monsanto daher auf Schadensersatz verklagt. So weit darf es in Deutschland nicht kommen, fordert Brendel. Wird die Gentechnik im großen Stil angebaut, kann niemand verhindern, dass sich Gen-Pflanzen ausbreiten. Daher haben Risiko-Pflanzen von Bayer nichts auf dem Acker verloren.
Damit sich Firmen in Zukunft nicht mehr aus der Verantwortung ziehen können, fordert Greenpeace, auf dem UN-Weltgipfel vom 26.8. bis 4. 9. 2002 in Johannesburg Grundlagen für ein internationales Haftungsrecht zu legen. Selbstverpflichtungen der Industrie reichen nicht aus. Im Fall der kanadischen Bauern heißt das: Finanzielle Schäden, die den Bauern durch die Ausbreitung der Gen-Pflanzen entstehen, müssen die Saatgut-Konzerne tragen.
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