Hanau: Illegale Plutonium-Transporte nach Frankreich

Frankfurt/Hanau, 19. 8. 2002 – Eine hochgiftige Plutonium-Mischoxidladung soll nach Informationen von Greenpeace heute die stillgelegte Brennelementefabrik im hessischen Hanau verlassen. Der Transport in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ist jedoch illegal: La Hague hat für die Aufarbeitung dieses Atommülls keine Genehmigung erhalten. Die Ladung, die per LKW über die Autobahn gefahren werden soll, enthält 60 Kilogramm bombenfähiges Plutonium.

Greenpeace-Aktivisten haben heute Morgen vor der Fabrik in Hanau gegen den Transport protestiert. Sie hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Plutonium-Transporte: gefährlich und illegal". Greenpeace fordert, den Atommüll in Hanau zu lagern, bis eine Lösung für das gesamte Atommüllproblem gefunden ist.

"Es ist unnötig und verantwortungslos, die tödliche Fracht tausend Kilometer quer durch Westeuropa zu fahren", sagt Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. "Wird bei einem Unfall radioaktives Plutonium freigesetzt, sind die Bewohner entlang der Transportstrecke lebensgefährlich bedroht. Das Einatmen von einem Millionstel Gramm des hochgiftigen Materials kann tödlich sein."

Die französische Atomaufsichtsbehörde DSIN bestätigte im Februar 2001 schriftlich, dass Cogema, die Betreiberfirma von La Hague, keine Genehmigung für die Aufarbeitung der Mischoxid-Elemente (Mox) besitzt. Der Import von Atommüll zu anderen Zwecken ist jedoch in Frankreich seit 1992 verboten. Umweltgruppen klagten daher im Februar 2001 gegen die Verschiebung des Hanauer Atommülls nach Frankreich. Voraussichtlich im Herbst wird ein französisches Gericht in Cherbourg darüber entscheiden, ob die Cogema ausländischen Atommüll importieren darf, für den sie keine Genehmigung zur Aufarbeitung besitzt.

"Die Betreiber von Hanau wollen den Atommüll noch schnell loswerden. Sie wollen Fakten schaffen, bevor Gerichte ihnen schwarz auf weiß präsentieren, dass das illegal ist", sagt Mathias Edler. "Umweltminister Jürgen Trittin sollte seiner bei den Castor-Transporten viel beschworenen nationalen Verantwortung gerecht werden und den hochgiftigen radioaktiven Abfall nicht exportieren."

Der Transport gehört zu einer Serie von insgesamt 18 Plutonium-Transporten von Hanau nach La Hague. Nach acht Transporten in den Jahren 1998 und 2000 wurden die Lieferungen zunächst eingestellt. Von den verbleibenden zehn Transporten sind mindestens zwei bereits am 23. Juli und am 1. August 2002 gefahren.

Die Plutonium-Mox-Elemente haben eine niedrige Qualität und sind für den Einsatz im Reaktor ungeeignet. Sie werden im Rahmen des "Leerfahrbetriebs" in der Hanauer Mox-Fabrik produziert, um den dort vorhandenen Rest an Plutonium in einen stabilen, lagerfähigen Zustand zu bringen. Bis 1991 stellte Siemens in dem Werk Mox-Brennelemente für deutsche Atomkraftwerke her, 1995 wurde das Werk offiziell still gelegt.

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