Köln, 1. 7.2013 - Gegen den Bau eines Braunkohlekraftwerks protestieren Greenpeace-Aktivisten seit heute morgen mit einem Heißluftballon, der über die Brennpunkte der Kohlewirtschaft im Raum Köln fliegt. Der Flug führt von Jülich über den Tagebau Hambach und das Kraftwerk Niederaußem. "Energiewende fürs Revier - Stoppt BoAplus!" fordern die Umweltaktivisten auf einem sechs Mal zehn Meter großen Banner unter dem Heißluftballon, auf dem die Erde abgebildet ist. Anlass für den Protest ist die Sitzung des Regionalrates Köln am kommen Freitag, der über den Bau eines weiteren Braunkohlekraftwerks des Energiekonzerns RWE in Niederaußem entscheiden wird. "Nordrhein-Westfalen muss sein eigenes Klimaschutzgesetz einhalten", sagt Alexander Oslislo von Greenpeace Bonn, "aber dazu muss es Kohlekraftwerke abschalten, nicht weitere bauen.
Nordrhein-Westfalen (NRW) will nach seinem bundesweit ersten Landes-Klimaschutzgesetz die Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um 25 Prozent senken. Entgegen der Versprechen von RWE haben sich die CO2-Emissionen im Rheinischen Revier nicht vermindert, sondern sind in den vergangenen 15 Jahren um etwa 9 Prozent gestiegen. Daher erwartet Greenpeace von den Mitgliedern des Regionalrates, gegen die Änderung des Regionalplans in Niederaußem zu stimmen. Damit wäre kein Genehmigungsverfahren für BoAplus (Erweiterung des "Braunkohlekraftwerks mit optimierter Anlagentechnik") möglich.
Die aktuelle Greenpeace-Studie "Tod aus dem Schlot" des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart zeigt erstmals die Gesundheitsgefahren der Kraftwerke. Sie entstehen durch giftige Emissionen von Feinstaub, Stickoxiden, Schwefeldioxiden und Schwermetallen wie Arsen, Zink, Cadmium, Blei und Quecksilber.
Auch für das Projekt BoAplus in Niederaußem werden die Folgen kalkuliert: Es wäre verantwortlich für rechnerisch jährlich 21.100 verlorene Arbeitstage durch feinstaubbedingte Atemwegserkrankungen, Herzinfarkte, Lungenkrebs und Asthmaanfälle. BoAplus hätte außerdem statistisch 996 verlorene Lebensjahre pro Jahr zur Folge.
"BoAplus würde die Menschen in Nordrhein-Westfalen weitere 40 Jahre den Schadstoffen aussetzen. Der Regionalrat darf die Anstrengung von NRW für den Klimaschutz nicht zunichte machen. Es wäre das richtige Signal aus dem Rheinischen Revier, die Bausumme von 1,5 Milliarden Euro in Erneuerbare Energien statt in Braunkohle zu investieren", erklärt Oslislo.
Die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert einen vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis zum Jahr 2040. Die besonders dreckige Braunkohle soll bis spätestens 2030 auslaufen.
Anmerkung der Redaktion: Durch den Wechsel der Windrichtung konnte die geplante Route nicht eingehalten werden.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren vor dem Bohrturm in Reichling: “Gas stoppen”!
An Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger richteten sie mit dem Protest in Reichling die Forderung, die Konzession für die Bohrfirma nicht zu verlängern.
Gasbohrung vor Borkum: Vertrag mit Niederlanden verstößt gegen Grundgesetz und Völkerrecht
Der Vertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden zur grenzüberschreitenden Erdgasausbeutung vor der Nordseeinsel Borkum ist verfassungs- und völkerrechtswidrig. Er verstößt sowohl gegen das Pa...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bohrbeginn in Reichling
Im oberbayerischen Reichling hat die Gasbohrung begonnen. Das hat die Regierung von Oberbayern bestätigt. Saskia Reinbeck, Klimaschutzexpertin von Greenpeace Bayern, fordert Bayerns Wirtschaftsmini...
Braunkohlekonzern Leag: Analyse warnt vor Finanzierungslücken bei der Rekultivierung der Tagebaue
Der Konzernumbau beim Lausitzer Energiekonzern Leag verschiebt Milliardenrisiken aus dem Braunkohlegeschäft auf die Allgemeinheit, so eine Analyse des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)...
Greenpeace-Stellungnahme zu bevorstehender Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes
Sophia van Vügt, Greenpeace-Expertin für Klima- und Energiepolitik, bestreitet, dass CCS dem Klimaschutz hilft.