Hamburg/Reykjavik (Island), 22.7.2013: Sechs Container mit Finnwalfleisch sind nach dem Protest von Greenpeace-Aktivisten heute Morgen wieder im Hafen von Reykjavik abgeladen worden. Greenpeace-Mitarbeiter haben den Rücktransport von Hamburg über Rotterdam nach Reykjavik in den jeweiligen Häfen überprüft. Die Aktivisten hatten am 5. Juli aufgedeckt, dass Walfleisch über den Hamburger Hafen nach Japan geliefert werden sollte. Die verantwortlichen Transportfirmen versprachen darauf, zukünftig auf die Lieferung von Walfleisch zu verzichten und schickten die Container mit der Menge von etwa zehn Finnwalen umgehend an den Absender zurück.
"Das ist ein wichtiges Signal an Islands Walfänger: Sie werden durch den Boykott der Schiffsunternehmen kaum noch Möglichkeiten haben, Walfleisch auf dem Seeweg zu exportieren", sagt Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace. "So hat die unsinnige Jagd auf die bedrohten Tiere hoffentlich bald ein Ende." Der Handel mit Walfleisch ist laut dem "Washingtoner Artenschutzabkommen" (CITES) untersagt. Dazu haben sich 180 Staaten, darunter auch Deutschland, verpflichtet. Allein Island, Norwegen und Japan weigern sich. In dieser Saison will Island 184 bedrohte Finnwale töten.
Bereits über 18.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich seit Bekanntwerden des Walfleischtransports mittels einer Protest-Email an den für den Artenschutz zuständigen Umweltminister Peter Altmaier (CDU) gewandt. Dieser hatte die Proteste auf Twitter mehrfach kommentiert und schrieb dort am 11. Juli: "Die Wale zu retten wäre so leicht. Wenn wir nicht mal das schaffen, sähe es ziemlich düster aus für die Biodiversität."
Bislang hat das Bundesumweltministerium jedoch nur die deutschen Häfen aufgefordert, freiwillig auf die Durchfuhr von Walfleisch zu verzichten. Greenpeace hatte letzte Woche rund 80 deutsche Schiffstransportunternehmen angeschrieben und um eine freiwillige Verpflichtung gegen Walfleischtransporte gebeten. Auf keines dieser beiden Anliegen folgte bisher eine positive Antwort. "Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, die Walfleischtransporte verbietet. Damit würde die Bundesregierung eine Vorreiterrolle in Europa beim Artenschutz einnehmen. Mit einer freiwilligen Verpflichtung sind keine Sanktionen möglich, sollten sich die Firmen nicht daran halten", so Menn.
Am 5. Juli empfingen Greenpeace-Aktivisten das Frachtschiff "Cosco Pride" bei der Einfahrt in den Hamburger Hafen mit Protestbannern. Sie informierten die Behörden über die sechs Container mit Finnwalfleisch an Bord. Die Zollfahndung beschlagnahmte die Fracht und gab sie am 9. Juli wieder für den Weitertransport frei. Greenpeace-Aktivisten ketteten sich deshalb am 10. Juli an die Haltetaue des Containerschiffes "Eilbek". Der Schiffsagent weigerte sich daraufhin, das Fleisch an Bord zu nehmen. Die für die Transportlogistik verantwortliche Reederei "Evergreen Line" stornierte sofort den Auftrag und schickte das Fleisch auf den Weg zurück nach Island. Islands maßgeblicher Transporteur von Walfleisch," Samskip", versprach, zukünftig darauf zu verzichten.
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