Deutsche Fischfirmen enttäuschen beim Walschutz

Auch Umweltminister Altmaier bleibt untätig

Hamburg, 22.8.2013 - Der Großteil der deutschen Fischbranche will nichts für den Schutz bedrohter Wale unternehmen. Greenpeace hatte nach dem erfolgreichen Protest gegen einen Transport von Finnwalfleisch durch den Hamburger Hafen 53 Fischfirmen aufgefordert, ihre Geschäftsbeziehungen zu HB Grandi, der größten isländischen Fischereifirma, zu prüfen und beenden. Der Grund: HB Grandi steht unter der Kontrolle des Aufsichtsratsvorsitzenden Kristján Loftsson, der gleichen Person, die auch die letzte isländische Walfangfirma Hvalur hf leitet (Firmengeflecht). „Islands Walfänger profitieren indirekt von ihren Geschäftsbeziehungen nach Deutschland. Um ihnen das Handwerk zu legen, muss die deutsche Fischindustrie diese Verbindungen kappen“, sagt Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace.

Einzig die Firma Frosta sprach sich bisher öffentlich gegen zukünftige Geschäfte mit HB Grandi aus. Große HB Grandi-Kunden wie Iceland Seafood und Deutsche See hingegen äußerten sich bisher nicht schriftlich. Deutsche See machte in einem Gespräch mit Greenpeace sogar deutlich, die Geschäftsbeziehung nicht beenden zu wollen. „Das ist inakzeptabel für ein Unternehmen, das den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten hat“, sagt Iris Menn.

Altmaier bleibt Bürgern Antwort schuldig

Die Bundesregierung könnte mit einem Verbot Walfleischtransporte durch deutsches Hoheitsgebiet verhindern. Bisher haben sich rund 30.000 Meeresschützer mit diesem Anliegen in einer Protestemail direkt an Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) gewandt – eine Antwort bleibt dieser bisher schuldig. Er hatte sich während der aktuellen Walfleischdebatte mehrfach für den Walschutz ausgesprochen. Bisher hat er jedoch lediglich die Betreiber der drei großen deutschen Seehäfen am 7. Juli gebeten, freiwillig auf den Umschlag von Walfleisch zu verzichten. Nach Kenntnis von Greenpeace haben bisher Niedersachsen und Hamburg geantwortet. Beide Häfen zweifeln daran, eine freiwillige Verpflichtung ohne Sanktionsmöglichkeiten durchzusetzen und wollen diese deshalb nicht eingehen. Auch einige der von Greenpeace kontaktierten Reedereien sehen ein rechtliches Verbot als notwendig an und verweisen auf die Verantwortung von Altmaier. „Ein wirkliches Ende der Walfleischtransporte ist auf freiwilliger Basis nicht zu schaffen“, sagt Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace. „Herr Altmaier muss seinen Job machen und ein Durchfuhrverbot für Walfleischtransporte durchsetzen.“

Eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Ingbert Liebing sowie eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen beantwortete die Regierung ausweichend: Man habe in der Verbotsfrage noch nicht abschließend beraten. Greenpeace hatte am 1. August eine Rechtsexpertise vorgelegt, die zeigt, dass ein Durchfuhrverbot im Bundesnaturschutzgesetz verankert werden kann.

Rechtsexpertise zum Durchfuhrverbot von Walfleisch

20130801-greenpeace-rechtsexpertise-walfleisch-durchfuhrverbot.pdf
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