Hamburg, 21.11.2013 - Mode ohne Gift - welche Ölkotextil-Label das wirklich garantieren, zeigt Greenpeace heute mit einem neuen Textilratgeber. Die Broschüre im Taschenformat prüft, welche Gütesiegel dem Verbraucher wirklich schadstofffreie Kleidung bieten - und welche nur Feigenblättchen sind.
"Einige Label haben sich verbessert, aber noch immer erfüllt kein Label unsere Anforderungen an eine saubere Textilproduktion", sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN Best) und das Global Organic Textile Standard (GOTS) schneiden am besten ab. Aber auch diese Label sind nicht einwandfrei. Im Rahmen der Detox-Kampagne kämpft Greenpeace gegen umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien in Kleidung und Textilherstellung.
Der Textilratgeber füllt die Gift-Lücke beim Kleiderkauf: Denn das Etikett eines Kleidungsstücks listet nur Faser, Waschanleitung und Produktionsort auf. Wie viel umwelt- und gesundheitsschädliche Chemie sich in Aufdrucken, Farben oder Zusatzausrüstungen wie "bügelfrei" oder "antimikrobiell" verbergen, steht dort nicht.
Organisationen wie der IVN und GOTS dagegen kontrollieren die gesamte Herstellungskette der Modefirmen – vom Anbau der Biobaumwolle bis zum weitgehend rückstandsfreien Produkt. Risiko-Chemikalien sind verboten. Das Label Bluesign hat auf die Detox-Kampagne von Greenpeace reagiert und einige Grenzwerte für schädliche Chemikalien verschärft. Gleichzeitig zertifiziert Bluesign aber noch Textilien, die mit polyfluorierten Chemikalien ausgerüstet werden. Auch die Bewertungskriterien sind nach wie vor unklar. Das Abzeichen Cradle to Cradle hat in Sachen Transparenz nachgelegt, aber auch hier liegen die Bewertungskriterien im Dunkeln. Der weit verbreitete Öko-Tex-Standard 100 ("Textiles Vertrauen") hat sich kaum verbessert. Die anspruchsvollere Ergänzung Öko-Tex 100 plus läuft aus, ein für Verbraucher nicht erkennbares Produzenten-Zertifikat ist der Nachfolger.
Greenpeace gibt in der Broschüre zudem Tipps, wo ökologische Kleidung zu bekommen ist und wie Verbraucher ihren Kleiderkonsum reduzieren können. Die Masse an weltweit hergestellter Kleidung verursacht ein massives Umweltproblem: Über 800.000 Tonnen Textilien importiert allein Deutschland jährlich, im Durchschnitt kauft jeder Deutsche 70 Kleidungsstücke pro Jahr. Die Produktion dieser Textilien vergiftet Gewässer und Trinkwasser in Ländern wie China, Pakistan und Mexiko. Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace viele Textilhersteller von Mango über H&M bis Adidas überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten. Doch an der Umsetzung hapert es oft noch. "Während Firmen wie Mango oder H&M schon die ersten Chemikalien verbannt haben, hinken vor allem die Sportartikelhersteller Adidas, Nike und LiNing hinterher. Wir erwarten, dass sie ihren Versprechungen schon jetzt erste konkrete Taten folgen lassen", sagt Santen.
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