Hamburg, 10. 3. 2014 – Polens Regierung gefährdet mit ihrem Plan, in die Atomenergie einzusteigen, auch die deutsche Bevölkerung. Premierminster Donald Tusk befürwortet den Bau eines Atommeilers bei Danzig. Die Universität Wien hat im Auftrag von Greenpeace erstmals errechnet, wie sich die Radioaktivität bei einem Unfall in diesem Reaktor verteilen würde. Dabei zeigt sich, dass der Fallout bei bestimmten Wetterlagen auch große Teile Deutschlands unbewohnbar machen würde.
„Der deutsche Atomausstieg ist ein wichtiger Schritt, aber er kann nur ein Anfang sein. Spätestens seit Fukushima muss jedem klar sein: Es gibt keine sichere Atomenergie. Bundeskanzlerin Merkel muss sich jetzt für einen europäischen Ausstieg aus der Atomenergie mit ihren unkalkulierbaren Risiken einsetzen“, so Susanne Neubronner, Atomexpertin bei Greenpeace.
Basis der Berechnung sind zwei von Greenpeace in Auftrag gegebene Studien. Zum einen wurde das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften beauftragt, die Folgen eines Unfalls in einem der diskutierten Reaktortypen zu untersuchen (PDF 28 MB). Dabei zeigt sich, dass auch aktuelle Typen von Atomreaktoren im Unglücksfall große Mengen Radioaktivität freisetzen würden. Zum anderen wurde die Universität Wien beauftragt, auf Basis verschiedener Wetterlagen die Ausbreitung von Radioaktivität im Falle eines Unfalls zu simulieren. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Polens Regierung steht vor einer grundlegenden Entscheidung über die energiepolitische Zukunft des Landes. Bislang stehen in Polen keine Atomreaktoren. Jedoch deckt das Land seinen Energiebedarf zu knapp 90 Prozent mit schmutziger Kohle. Um seine Klimaziele zu erreichen, muss Polen in den kommenden Jahren viele Kohlemeiler vom Netz nehmen. Entsprechend müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden, wie die wegfallenden Kapazitäten ersetzt werden sollen. „Wer schmutzigen Kohlestrom gegen gefährliche Atomenergie tauscht, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus“, so Neubronner. „Tusk muss aufhören, die Kohle- und Atomindustrie zu päppeln und stattdessen endlich Polens bislang brachliegende Potenziale bei den Erneuerbaren Energien nutzen.“
Am 20. und 21. März diskutiert die EU darüber, wie ihr Energiemix im Jahr 2030 aussehen soll. Welche Rolle dabei Atomkraft spielt, wird diese Debatte maßgeblich beeinflussen. Das bislang vorgeschlagene Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren von „mindestens 27 Prozent“ ist deutlich zu niedrig, um einen Systemwechsel von Kohle und Atom hin zu Sonne und Wind einzuleiten. Greenpeace fordert ein für jedes Mitgliedsland verbindliches Ausbauziel für Erneuerbare Energien von mindestens 45 Prozent bis zum Jahr 2030. Ohne einen solchen Ausbau wird Europa noch über Jahrzehnte abhängig bleiben von Atomkraft und Kohleenergie.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zum Verhandlungsstand der Weltklimakonferenz
Vor Beginn der entscheidenden Verhandlungswoche der Weltklimakonferenz in Belém, zieht Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, Zwischenbilanz:
Greenpeace lädt ein zum Tag des offenen Heizungskellers am 15. November 2025
Mehr als 150 Privatleute in rund 90 Kommunen laden deutschlandweit am 15. November 2025 zum „Tag des offenen Heizungskellers“ ein.
Greenpeace zum World Energy Outlook der IEA
Die Internationale Energiebehörde (IEA) geht in ihrem heute veröffentlichten World Energy Outlook von einer sich beschleunigenden globalen Energiewende aus.
Greenpeace zeigt mit Simulation : Havarie des Öltankers “Eventin” hätte Ostsee-Ökosysteme schwer beschädigt
Eine Havarie des russischen Öltankers “Eventin”, der im vergangenen Januar stundenlang manövrierunfähig vor der Insel Rügen trieb, hätte die Küsten der Ostseeanrainerstaaten ökologisch schwer besch...
Greenpeace zu Kohlenstoffspeichergesetz im Bundestag
Die Koalitionsfraktionen sind sich einig, CCS an Gaskraftwerken zuzulassen. Hier wird eine Risikotechnologie gegen alle Einwände durchgeboxt, damit die Gasindustrie ihr Geschäftsmodell nicht ändern...