Hamburg, 6. 9. 2014 – Mit einer verfremdeten Version des Firmenlogos kennzeichnen heute Greenpeace-Aktivisten Produkte der Fischmanufaktur „Deutsche See“. Die Aufkleber zeigen einen harpunierten Wal sowie den Schriftzug: „Deutsche See macht Geschäfte mit Walfängern“. Die Aktivität findet in Filialen von Edeka und Kaiser’s Tengelmann zeitgleich in 23 Städten statt, darunter Berlin, Stuttgart, Trier, Köln, Mühlheim und Hildesheim. Grund für den Protest sind die Handelsbeziehungen des größten deutschen Fischhändlers: Deutsche See kauft unter anderem Rotbarsch von der isländischen Fischfirma HB Grandi, die eng mit Islands Walfangindustrie verbandelt ist. „Es ist unfassbar, dass deutsche Firmen die Jagd auf bedrohte Wale mitfinanzieren! Deutsche See muss sich sofort von seinem zweifelhaften Geschäftspartner trennen“, sagt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace.
Mit der Aktion unterstützen die Greenpeace-Ehrenamtlichen den Protest zahlreicher Verbraucher, die sich bereits per Mail, Brief oder Facebook an Deutsche See gewandt haben. Greenpeace kritisiert, dass die Fischfirma, die 2010 sogar den Nachhaltigkeitspreis der Bundesregierung erhalten hat, ihrer Verantwortung beim Artenschutz nicht gerecht wird. Deutsche See muss die Verträge mit seinem Zulieferer HB Grandi kündigen, da dieser personell und über Kapitalanteile mit der Walfangfirma Hvalur verbunden ist. HB Grandi stellt zudem Werkhallen zur Verfügung, in denen das Walfleisch für den Export vorbereitet wird. Finnwale stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Dennoch hat die isländische Regierung in dieser Fangsaison 154 Finnwale zum Abschuss freigegeben, davon sind 100 Tiere bereits erlegt worden.
Island fühlt sich formaljuristisch nicht an das kommerzielle Walfangverbot der Internationalen Walschutzkommission IWC gebunden. Doch die Kritik aus dem Ausland wächst. Im April 2014 hatte zunächst US-Präsident Obama diplomatische Sanktionen gegen Island verhängt. Die EU-Staaten der IWC, darunter Deutschland, bereiten derzeit eine diplomatische Protestnote gegen Island vor. „Die USA und die EU werden gegen den isländischen Walfang aktiv – und ein Unternehmen wie Deutsche See sieht trotz aller Beweise einfach weg“, sagt Maack. Ein Signal des deutschen Haupthandelspartners nach Island hätte Gewicht, denn der Export von Fisch ist der Grundpfeiler der isländischen Wirtschaft.
Greenpeace ist gegen das Töten von Walen zu kommerziellen Zwecken. Die intensive industrielle Bejagung brachte bereits viele Walarten innerhalb weniger Jahrzehnte an den Rand der Ausrottung. Mitte September findet die Jahrestagung der Internationalen Walschutzkommission IWC statt. Greenpeace fordert, dass die IWC zu einer echten Schutzorganisation wird, die auch anderen Bedrohungen der Wale berücksichtigt: Unterwasserlärm, beifangintensive Fischerei und die schleichende Vergiftung der Meere.
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