Hamburg, 16. 10. 2014 – Greenpeace tritt dem Textilbündnis von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nicht bei. Denn die Standards für eine giftfreie Kleidungsproduktion, die Greenpeace auf Einladung von Minister Müller eingebracht hatte, berücksichtigt das Bündnis nicht. Der Aktionsplan, den Minister Müller heute in Berlin vorstellt, sieht zwar die Zahlung fairer Löhne vor, verbietet aber nicht den Einsatz umwelt- und gesundheitsgefährdender Chemikalien in der Textilproduktion. Die Entscheidung über diese Umweltauflagen wurde verschoben. Der Aktionsplan bezweifelt sogar, ob der Chemikalien-Verzicht möglich ist. „Giftfreie Produktion in Frage zu stellen, ist ein wohlfeiles Zugeständnis an die Industrie. Denn etliche Modelabels haben sich mit Greenpeace auf saubere Textilherstellung verpflichtet und beweisen, dass das machbar ist“, sagt Kirsten Brodde, Greenpeace-Textilexpertin.
Der Aktionsplan von Minister Müller fällt hinter den Greenpeace-Standard zurück, auf den sich bereits globale Firmen wie H&M, Adidas oder Burberry verpflichtet haben. Seit 2011 hat die Detox-Kampagne von Greenpeace 20 globale Modemarken und sechs große Zulieferer von Luxusmarken davon überzeugt, giftfreie Kleidung zu produzieren.
Greenpeace hat die Entwicklung des Textilbündnisses in den vergangenen Monaten mit Expertise zu Textilchemie unterstützt. Die unabhängige Umweltschutzorganisation hatte etwa Listen mit Risiko-Chemikalien eingereicht, deren Einsatz sofort verboten werden muss, um die Wasserverschmutzung weltweit einzudämmen. Zudem hatten knapp 11.000 Menschen den Aufruf von Greenpeace „Kein Gift in Kleidung, Herr Minister!“ unterschrieben. Daraufhin hatte Minister Müller noch betont, er plane sich für „ökologische und ethische Standards in der Produktion und im Handel einzusetzen“, um „die Umwelt zu entlasten.“ Doch das Textilbündnis vernachlässigt den Umweltschutz. „Anders als angekündigt, lässt Herr Müller den Giftschrank der Industrie offen und gefährdet damit weiterhin unsere Gesundheit und die Umwelt“, sagt Brodde.
Da weite Teile der Industrie das auf Freiwilligkeit beruhende Bündnis ohnehin boykottieren, fordert Greenpeace Minister Müller auf, die Unternehmen per Gesetz auf eine saubere Textilherstellung zu verpflichten.
Viele der in der Textilproduktion eingesetzten Chemikalien können krebserregend oder hormonell wirksam sein oder die Fortpflanzung schädigen. In China, Exportland Nummer eins von Textilien, sind bereits heute 320 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Denn die Industrie leitet die Abwässer mit gefährlichen Chemikalien weitgehend ungeklärt in Flüsse und Seen. Rückstände der Stoffe gelangen über die Kleidung und das Wasser auch zu uns, wie Greenpeace-Reports zeigen.
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