Hamburg, 7.09.01 – Um die Menschen künftig mehr vor dem Lungenkrebsrisiko durch Dieselabgase zu schützen, hat Greenpeace heute juristische Schritte gegen die Autoindustrie und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) eingeleitet. Wie die Umweltorganisation heute in Hamburg erklärte, wurden beim Verwaltungsgericht Schleswig eine Untätigkeitsklage gegen das Kraftfahrtbundesamt eingereicht sowie bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Hamburg Strafanzeige gegen die führenden deutschen Automobilkonzerne gestellt.
Greenpeace will damit erreichen, dass das KBA künftig nur noch solchen Diesel-Fahrzeugen eine allgemeine Betriebserlaubnis erteilt, deren Abgase durch eine wirksame Technik gereinigt werden. Darüber hinaus sollte für alle anderen Dieselautos eine Frist gelten, in der die Fahrzeuge nachgerüstet werden. Greenpeace erwägt, die Klage in Zukunft auch auf LKW auszudehnen. Jährlich sterben allein in Deutschland rund 8.000 Menschen (Institut für Technikfolgenabschätzung) an solchen Formen des Lungenkrebs, der überwiegend durch die Partikel von Dieselabgasen ausgelöst wurde. In den europäischen Ballungszentren sterben insgesamt 80.000 Menschen pro Jahr an den Folgen der mit durch Dieselabgase hervorgerufenen Lungenkrebserkrankung.
"Dass die Automobil-Industrie ihre Dieselfahrzeuge trotzdem nicht mit einer längst vorhandenen Technik ausrüstet, die die Abgase reinigt, ist kriminell", sagt Greenpeace-Sprecher Wolfgang Lohbeck. "Die Vorstände und Ingenieure wissen um die tödlichen Auswirkungen ihrer Produkte ebenso wie um die technischen Möglichkeiten, dies zu verhindern." Neben den Krebserregern können Dieselabgase auch zu weiteren gesundheitlichen Schäden führen. Das Einatmen der feinen Rußpartikel kann Entzündungen der Atemwege, Verschlimmerung von Asthma, Husten und Abnahme der Lungenfunktion zur Folge haben.
Die größte Gefahr der Dieselabgase sind die sehr kleinen Rußteilchen, die tief in die Atemwege vordringen, sich dort festsetzen und Tumore auslösen können. Je kleiner die Partikel, desto gefährlicher. Zwar wurde bei Dieselmotoren neuerer Bauart die Masse der großen, schweren Rußteilchen reduziert. Die Gesundheitsgefahren sind dadurch aber nicht geringer geworden, weil durch neue Zerstäubungs- und Einspritztechniken (Common Rail) die feineren Rußteilchen möglicherweise sogar mehr geworden sind.
Greenpeace prüft auch die Möglichkeit einer Sammelklage auf der Basis amerikanischen Rechts gegen die Gesellschaften General Motors, Ford und Daimler-Chrysler. Lohbeck: "Für weitere Klagen brauchen wir Unterstützung. Wir rufen daher Menschen auf, die an Lungenkrebs erkrankt sind, oder deren Angehörige, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Bedingung ist, dass sie nicht rauchen oder geraucht haben und an stark befahrenen Straßen leben oder gelebt haben."
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