Nepal: Greenpeace bringt Bayer-Gift in Deutsche Botschaft

Politische Unterstützung bei der Entsorgung von giftigen Chemikalien gefordert

Kathmandu, 17. 10. 2001 - Einen Kanister mit hochgiftigem chlororganischem Quecksilber der Firma Bayer hat Greenpeace heute Morgen in die deutsche Botschaft in Kathmandu gebracht. Die Saatbeize ist ein Ratten- und Mäusegift, das zu schweren Nervenschäden führt und in der EU seit 1988 verboten ist. Das Gift stammt aus einer Halle am Rande von Kathmandu, in der rund fünf Tonnen giftige Altchemikalien von Bayer und anderen Firmen seit Jahrzehnten unkontrolliert vor sich hin rotten. Greenpeace fordert von der Chemischen Industrie ein weltweites Entsorgungsprogramm für ihre Altpestizide. Der deutsche Botschafter zeigte sich aufgeschlossen und sagte Greenpeace seine volle Unterstützung zu.

Anfang Oktober 2001 haben Greenpeace-Aktivisten aus Deutschland, Indien und Großbritannien, gemeinsam mit nepalischen Agrartechnikern und Umweltschutzgruppen begonnen, die hochgiftigen Agrarchemikalien zu sichern. Die vor allem von Bayer, Sandoz, Shell, Rhone Poulenc, Union Carbide, Monsanto und Sumitomo stammenden Gifte bedrohen die Gesundheit von Anwohnern und könnten Wasser und Böden verseuchen. Weltweit lagern eine halbe Million Tonnen meist ungesicherter Pestizide oft in direkter Nähe zu Schulen und Wohngebieten, davon 74 Tonnen in Nepal. Sie müssen gemäß der Stockholmer Konvention zu Dauergiften und Altlasten dringend entsorgt werden.

"Greenpeace tut das, was die verantwortlichen Firmen längst hätten selbst tun sollen", sagt Andreas Bernstorff, Leiter des Greenpeace-Teams in Nepal. "Es ist vollkommen inakzeptabel, dass hier die Gesundheit von Tausenden aufs Spiel gesetzt wird, während Bayer und andere Konzerne Geld für die Entsorgung ihrer Gifte sparen wollen, so Bernstorff. Die deutsche Bundesregierung fordern wir auf, die Firmen zu einer Rücknahme und fachgerechten Entsorgung ihrer Produkte zu bewegen."

Zwei Wochen lang tragen die Aktivisten zuerst eine dicke Schicht Gift vom Boden ab, das aus verrotteten Säcken und Tüten, zerbrochenen Flaschen und durchgerosteten Kanistern ausgetreten war. Überall im Raum liegen mumifizierte Rattenkadaver und tote Kakerlaken. Die Umweltschützer verpacken das Gift entsprechend der internationalen Vorschriften in Überfässer für die Hochseeverschiffung.

Der Großkonzern Bayer mit Sitz in Deutschland hatte vor rund 20 Jahren tonnenweise Agrarchemikalien nach Nepal und in andere sogenannte Entwicklungsländer exportiert und weigert sich nun, bei der Entsorgung der Altbestände zu helfen. Akute Gesundheitsgefahr geht auch von austretenden Säugetiergiften der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung Degesch in Frankfurt aus. Heikel sind auch uralte Gasflaschen mit Methylbromid der Linde Spezialgase AG. Weitere deutsche Lieferanten sind die Hoechst AG und die Urania Spiess. Alle Gifte wurden vor 20 bis 30 Jahren nach Nepal geliefert, um in Asien Märkte zu öffnen. Sie wurden allerdings nie benutzt und sind mittlerweile zu einer tickenden Umweltbombe geworden.

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